— 58 —
zunehmen und zwar ohne Verproviantierung von Paris, da
Sie sich nun einmal dagegen so bestimmt ausgesprochen haben.
Aeußersten Falles würde es sogar ohne Waffenstillstand gehen.
Um aber zu einem Ergebnis zu gelangen, muß ich mich nach
Paris begeben, um mitzuteilen, daß die Verproviantierung
nicht zugegeben worden sei. Cochery könnte die Mitglieder
der Regierung zu den Vorposten bringen, wo ich dann mit
denselben konferieren könnte.“
Bismarck nahm diesen Vorschlag an, und erließ die be-
treffenden Ordres. Darauf verließ Cochery Versailles, um
das Rendezvous zu vermitteln. Es kam Thiers in diesem
Augenblicke der Gedanke, einen Schritt zu machen, der von
größter Bedeutung werden konnte. Wenn überhaupt schon
einmal eine Nationalversammlung gewählt werden sollte, so
konnte man sich doch sofort vergewissern, unter welchen Be-
dingungen diese Versammlung den Frieden schließen könnte.
Thiers wollte also Bismarck dazu bringen, ihm seinen letzten
Gedanken in dieser Beziehung zu sagen: „Nun, wenn man
Ihnen, ohne Sie noch zwei Monate vor Paris zu fesseln, den
Vorschlag machen wollte, auf der Stelle über den Frieden
zu verhandeln, was würden Sie verlangen?“
Bismarck: „Viel, und noch mehr, wenn Sie warten,
bis der Hunger Paris ebenso zur Uebergabe zwingen wird, wie
er es bei Metz getan hat. Die 200.000 Mann, welche die
letztere Festung belagerten, sind im Anmarsch begriffen. Sie
werden Ihr Land bis ans Meer okkupiert sehen, und Frank-
reich wird bis zur Loire ruiniert sein. Es ist also viel besser,
ohne Verzögerung zu verhandeln. Heute würden wir ver-
langen: Elsaß und von Lothringen nur wenig, das was um
Metz liegt.“
Thiers: „Und Metz?“
Bismarck: „Wenn Sie sofort verhandeln, so verspreche ich
Ihnen, einen letzten Versuch beim König zu machen, daß