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er es Ihnen zurückgibt. Bleibt noch die Frage der Kontribu-
tion. Sie haben uns viel Geld gekostet. Wir werden also
zwei Budgets verlangen.“
Thiers: „Zwei Budgets? Was verstehen Sie darunter?
Sie meinen wohl zwei preußische?“
Bismarck: „Nein, zwei französische Budgets!“
Thiers: „Nie und nimmermehr, das ist unmöglich!“
Thiers setzte darauf dem Kanzler auseinander, daß das fran-
zösische Budget sich nur infolge der unvernünftigen Ausgaben
des früheren Regimes auf 2 Milliarden erhöht habe, in Wirk-
lichkeit betrage es nur 1500 Millionen. Hiernach würden
zwei Budgets noch immer 3 Milliarden ausmachen, eine
Summe, die Frankreich niemals zu zahlen imstande sein
würde.
Bismarck schien betroffen, und Thiers glaubte, erraten
zu können, daß mit 2 Milliarden, Elsaß und einem Teil von
Lothringen ohne Metz der Friede sofort geschlossen werden
könne. Er fühlte jetzt seine Energie sich verdoppeln, und
glaubte, die Regierung in Paris auf alle Fälle dazu bringen
zu sollen, sofort die Wahlen auszuschreiben, ohne Verprovian-
tierung von Paris, sei es mit, sei es ohne Waffenstillstand.
Er verließ demnach Bismarck und versprach, Abends wieder
zu kommen. Den Nachmittag verbrachte Thiers, um das
Exposé über die beiderseitigen Verhandlungen zu vollenden,
das er dem Kanzler vorlesen sollte.“)
*) Am 4. November beauftragte Bismarck den Geh. Rat
Abeken, sowohl dem Erzbischof von Posen Ledochowski als dem
Bischof, von Versailles seine Entschuldigung zu bringen, daß er
die beiden Herren weder an diesem noch dem folgenden Tage würde
sehen können, weil er zwischen Thiers und den deutschen Ministern
für den Augenblick wirklich keine Zeit habe.