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an sich rissen und dieselbe vierundzwanzig Stunden lang be-
haupteten. In der darauffolgenden Nacht aber wurde das
Pariser Stadthaus von einer der moderierten Partei an-
gehörenden Abteilung der Nationalgarde überfallen, das neue
Regierungskomitee verhaftet und Jules Favre nebst seinen
Anhängern als Regenten wieder eingesetzt. Mit diesen letzteren
findet die heutige Besprechung Thiers statt, und von deren
Ausgang wird es abhängen, ob Verhandlungen über den
Frieden eröffnet werden können, oder ob man bis auf weiteres
darauf zu verzichten hat.
Schon längst ist es der Wunsch des Königs von Preußen.
in dem wichtigen Momente des Friedensabschlusses nach einem
Kriege, der in siegreichen Kämpfen die deutschen Heere bis
vor Paris geführt hat, nicht allein zu stehen. Der König
wünscht vielmehr, daß ein so ruhmreicher Friede in Gegenwart
und mit Zutun aller deutschen Fürsten, deren Heere
ihn erfochten, geschlossen werden möge, und Seine Mojestät
beabsichtigt deshalb, eine Einladung zu diesem Zwecke an alle
seine deutschen Mitfürsten gelangen zu lassen. Ich wöchte an
Sie meine Herren, die Frage richten, ob Sie den Moment
für den erwähnten Fürstenkongreß schon jetzt gekommen
glauben, oder ob Sie dafür einen späteren Zeitpunkt als
passend erachten.“
Zuerst zur Erwiderung aufgefordert, äußerte der bayrische
Minister Graf Bray seine Meinung dahin, daß, wenn eine
solche Einladung überhaupt erlassen werde, sie wohl nur, nach
den vorstehenden Erklärungen Bismarcks, für den Zeitpunkt
Geltung haben könne, an welchem der Friede im Prinzip von
beiden Teilen bereits beschlossen sein werde, indem sonst die
Möglichkeit nahe liege, daß auf Friedenshoffnungen ein ver-
längerter Kriegsstand nachfolge, was dem Zweck der Einladung
und des Hierseins der deutschen Souveräne zuwiderlaufen
würde.