— 155 —
Gewitterneigung, und das Stammesgefühl könnte sich lauter
äußern als rebus sic stantibus wünschenswert ist. Schließlich
werden die streitenden Teile sich doch von Volk zu Volk ver-
ständigen müssen. Ein Fremder hat in inmmere österreichische
Fragen erst recht nicht dreinzureden; weder in die böhmische
noch in die ungarische, die, wenn ich richtig sehe, mehr und
mehr zur zisleithanischen Existenzfrage werden wird. Ich
reise nicht in Geschäften und bin schon Frau und Kindern
schuldig, mich wie ein ordentlicher Hausvater aufzuführen.
Außerdem werde ich den Kaiser Franz Josef sehen, der mir
unter den bekannten erschwerenden Umständen immer ein
gnädiger Herr war und auch jetzt die erbetene Audienz gern
gewährt hat, sogar mit dem beneficium, im Ueberrock er-
scheinen zu dürfen. Dafür muß ich um so dankbarer sein,
als es an Verdächtigungen nicht gefehlt haben wird, weil
ich Szögyeny's Anregung, einen Handelsvertrag — ungefähr
auf der späteren Rohnstocker Basis — abzuschließen, artig,
aber entschieden von mir wies; und wohl auch aus anderen
Gründen. Ich verdenke keinem Menschen, daß er seinen Vor-
teil wahrnimmt, kann mir aber nicht auf meine alten Tage
abgewöhnen, mich als Bürger des deutschen Reiches zu fühlen,
den unsere Sonne wärmt und unser Regen naß macht. Wir
haben das kürzere Ende gezogen und müssen uns bis auf
Weiteres damit abfinden. ltem, ich möchte in Oesterreich
nicht lästig werden und introduzierende Artikel, auch gut ge-
meinte, könnten schon ans Aergernis streifen. Ich will Hoch-
zeit feiern und, damit Schweninger endlich wieder zufrieden
ist, für ein paar Wochen alles politische Elend vergessen.
Daß ich unser politisches Bündnis mit Oesterreich für
notwendig und nützlich halte, das wissen die Leute ja; es
hat mich Mühe genug gekostet, dieses Bündnis zu Stande zu