— 211 —
bei denen ich mir oft Rat geholt habe. Sie waren beide
sehr kluge Leute, an denen ich viel verloren habe. Ich
habe jetzt wenig Gelegenheit mich politisch zu unterhalten,
namentlich, nachdem auch meine Söhne mein Haus verlassen
haben. Man kann sich in der Politik im Allgemeinen von
seinen Söhnen ja auch weniger Rat holen, als umgekehrt.
— Ich hoffe, daß die Militärvorlage nicht ohne Aenderungen
angenommen werden wird. Was sagen Sie zu der Wahl
in Arnswalde?“)
Einer der Herren antwortete, es müßten unter den für
Ahlwardt abgegebenen Stimmen viele freisinnige gewesen sein.
Bismarck: „Es werden sich wohl alle Parteien daran be-
teiligt haben. Die Wahl Ahlwardts scheint mir ein Symp-
tom der immer weiter um sich greifenden Unzufriedenheit
zu sein.“
Auf den Hinweis eines der Herren, daß bei der Wahl
mit demagogischen, die Leidenschaften aufreizenden Mitteln
gearbeitet worden sei, nickte Bismarck mit dem Kopfe und
machte dann noch einige treffende Bemerkungen über seinen
alten Freund und Gegner Herrn von Meyer-Arnswalde, der
aber immer seine eigenen Wege gegangen sei und ihm auch
manchen Kummer gemacht habe.
Bei einer Unterhaltung über die Einwohner im 19. han-
noverschen Wahlkreis wußte Bismarck über das alte Land
gut Bescheid, namentlich über seine Obstkultur, und meinte
von den Einwohnern: „Das sind feste, prächtige Menschen,
nicht wahr? Die Marschbewohner haben in früheren Zeiten
schwere Kämpfe mit der Geistlichkeit zu bestehen gehabt, und
die Kehdinger sind dabei fast zu Grunde gerichtet worden!
Jetzt gehts ja wohl besser?“
Schoof: „Wir haben eigentlich die Hoffnung gehabt,
Eure Durchlaucht hätten sich diesen vergangenen Herbst unsere
*) Am 5. Dezember war Rektor a. D. Ahlwardt mit 11.206
von 14.512 Stimmen zum Reichstagsabgeordneten gewählt worden.
117