Full text: Rechtslexikon. 1. Band: A-K (1)

258 
Gegenstand des Vertrags gilt, wenn nichts 
anderes vereinbart wird, der gesamte Be- 
darf an Bier, der sich in dem Gewerbebe- 
triebe des Wirtes während der Dauer des- 
Vertragsverhältnisses ergibt. Der Wirt ist 
verpflichtet, den Bedarf ausschließlich von 
dem Brauer zu beziehen, der Brauer hat 
dem Wirte die jeweils verlangten Mengen 
zu liefern. Die Vereinbarung eines un- 
kündbaren Vertrages ist unzulässig; er 
kann von jedem Teile für den Schluß des 
Monats September jeden Jahres gekündigt 
werden, wenn nicht schon im vorhinein 
die Dauer des Vertragsverhältnisses be- 
stimmt ist. Geht während der Vertrags- 
dauer das Geschäft des einen oder an- 
deren Teiles durch Rechtsgeschäft unter 
Lebenden auf einen Dritten über, so hat 
der bisherige Inhaber dafür einzustehen, 
daß der neue Inhaber in den Vertrag 
eintritt. 
Der Brauer hat Anspruch darauf, daß 
ihm für den gestundeten oder rückstän- 
digen Kaufpreis des gelieferten Bieres eine 
Sicherheitshypothek an dem Grundstück 
bestellt wird, auf welchem der Wirt sein 
Geschäft betreibt. Voraussetzung ist, daß 
das Grundstück im Eigentume des Wirtes 
steht. Die Eintragung erfolgt nur mit Ein- 
willigung des Wirtes oder auf Grund eines 
ihn verurteilenden Gerichtserkenntnisses. 
Eint-H 18; Ausf-B 13 u. 14; DOertmann Bayerisches 
Landesprivatrecht 49; Henle und Schneider Hand- 
ausgabe des AG mit Anmerkungen, 09, 2. Aufl, Beck, 
München. Ungewitter. 
Bieter (ZwangsverstR) s. Versteige- 
rungsbedingungen, Bargebot, Zuschlags- 
beschluß. 
Bieter, unfähige, bei der Jagdpacht: 
$ 6 hannovjJagdO vom 11. März 1859; 
$ 6 Jagdscheinges vom 31. Juli 1895. Ihr 
Gebot bei Jagdversteigerungen sowie der 
mit ihnen abgeschlossene Jagdpachtver- 
trag ist nichtig, B 134, s. Stelling 
HannovjJagdges Kommentar 159, 161. 
telling. 
s 
Bifang (deutschR) bezeichnet den 
Acker, welcher durch Pflügen, Ausroden 
der Wälder gewonnen ist (Neubruch); vgl 
Schroeder DRGesch 57. 
Bigamie s. Doppelehe. 
Bilanzen (vgl auch den Art Buchfüh- 
rung). Bilanz, Balanz, bis — lanx 
(Doppelschale), Gleichgewicht (balance of 
Europe) weist auf die gewöhnliche Krä- 
merwage hin: es soll etwas, zunächst ein- 
mal das Vermögen im engeren Sinne, ab- 
gewogen werden, nämlich bestimmt wer- 
den, wie hoch es sich nach Abzug der 
  
Bierlieferungsvertrag — Bilanzen. 
Schulden von dem Vermögen im weiteren 
Sinne beläuft; bona intelleguntur cuiusque 
quae deducto aere alieno supersunt, | 39 
$ 1 D 50, 16. Danach hat die Vermögens- 
bilanz und jede andere Bz im Grunde ge- 
nommen in der Urform nur 3 Bestand- 
teile, von H 39 bezeichnet als Vermögen, 
Schulden, Abschluß, a (Aktiva) — p (Pas- 
siva) = k (Kapital, a-p-+k. Er- 
setzen wir das horizontale Gileichheits- 
zeichen durch das vertikale und das Plus- 
zeichen durch Untereinanderschreiben, so 
erhalten wir folgende Grundform: 
a 
Es ist das der Abschluß des vor- 
angegangenen Vermögensverzeichnisses, 
Inventars. Die Vermögensbilanz , die 
uns dagegen in der Regel entgegen- 
tritt, nimmt äußerlich und innerlich 
die Mitte ein zwischen dem ins ein- 
zelne gehenden Inventar und obigem, 
nur aus 3 Teilen sich zusammen- 
setzenden Abschluß; verzeichnet z. B. je- 
nes die einzelnen Warengattungen nach 
Ausmaß und Wert, die einzelnen Schuld- 
ner usw, so faßt das inventaire en minia- 
ture alle Waren in einer Summe zusam- 
men, ebenso alle Schuldner (Ausstände, 
Debitoren) usw. Sonach lautet etwa eine 
  
Bilanz. 
Aktiva. EM Passiva. AM 
Kasse. . . . 1% | Kreditoren . . 2%0 
Waren. . . . 15500 | Kapital . . 15060 
Utensilien . . 1240 m 
Debitoren 1150 
18 020 18 020 
Berlin, 1. Oktober 1908, 
Arnold Müller. 
Dieses Nebeneinanderstellen wirtschaft- 
lich entgegengesetzter Werte ist nun aber 
die vorbildliche Form der kaufmännischen 
Rechnung, die Kontoform ; der Kaufmann 
ist somit des Abziehens eines Postens 
vom andern enthoben; er zählt nur zu- 
sammen. Danach also haben wir das 
Wort Bz in einem weiteren Sinne zu 
fassen: es bedeutet jedes abgeschlossene 
Konto. Ist A 1000 schuldig geworden und 
sendet „zum Ausgleich‘‘ sein Akzept über 
1000, so balanciert seine Rechnung: 
AinZ 
Debet. M Credit. 4 
für Darlehn . . 1000 | für Wechsel . . 1000 
  
Daß er nun aus dem Akzept 1000 schul- 
det, ist eine andere Sache. Wollen wir von 
der Bz im engeren Sinne sprechen, so 
müssen wir Vermögensbz sagen; in der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.