Full text: Rechtslexikon. 1. Band: A-K (1)

Brachygraphie — Braker. 
ren Beweiskraft nicht gemindert würde. 
Auch dem Verständnis der Schriften mit- 
telalterlicher Juristen bereiteten die von 
diesen (oder ihren Ab- und Nachschrei- 
bern) beliebten Abkürzungen vielfache 
Hindernisse, man suchte später sogar die 
kontroversen Stellen bei manchen juristi- 
schen Klassikern damit zu erklären, daß 
sie von ihnen widerlegte gegenteilige 
Meinungen nur mit kurzer Abkürzung des 
Autornamens (z. B. für Accursius A, Ac) 
zitiert hätten und daß diese Abkürzungen 
dann später ausgelassen wurden. Als ein 
besonderes Siglensystem entwickelten 
sich die sog Notariatssignete (F. Leist 
Notariatssignete, 96), die sich schon im 
13. Jahrh nachweisen lassen. Für das 
Kammergericht galt, daß alle Notare bei 
ihm neben ihrer Handschrift ihr Signet zu 
hinterlegen hatten, die Notariatsordnung 
von 1512 verbot die willkürliche Änderung 
des Signets. Diese Signete (die die Be- 
deutung eines Notariatssiegels hatten) 
wurden der Urkunde bis zum Ende des 
16. Jahrh frei aufgezeichnet, vom 17. an 
mit einer Schablone aufgetragen, im 18, 
aufgeklebt. Sie entwickelten sich immer 
mehr (entsprechend ihrer Herstellungs- 
weise) zu symbolischen bildlichen Darstel- 
lungen, und nur die Abkürzungen wie 
N(otarius) C(aesareus) P(ublicus) J(ura- 
tus), auch N(otarius) A(postolicus) blie- 
ben noch üblich. 
In modernen juristischen Werken fin- 
den derartige Abkürzungen (da die Juris- 
prudenz nicht wie manche andere Wissen- 
schaften für bestimmte Wörter ihrer Ter- 
minologie besondere Zeichen von beson- 
derer technischer Bedeutung verwendet 
und abgesehen von den allgemein üb- 
lichen Abkürzungen des modernen Ver- 
kehrs für das metrische System, für Mün- 
zen, überhaupt für konventionelle Abkür- 
zungen wie für Titel) insbesondere bei 
Zitaten der Gesetze, bibliographischen 
Angaben, Verweisungen Verwendung, 
wobei sich als besondere moderne Un- 
sitte der Gebrauch entwickelt hat, die 
Abkürzungen auch zu sprechen, wie 
z. B. das doppeldeutige G. m. b. H. 
Für das allgemein verbreitete Corpus 
juris galten und gelten noch heute die 
sog juristische und die sog philosophische 
Zitierart (z. B. 1785 D de pactis 2, 14 
oder D 2, 14, 7, 5), die jedenfalls den Vor- 
zug haben, als internationale Abkürzun- 
gen allgemein verstanden zu werden, 
  
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während die vielen, oft sehr subjektiven 
Abkürzungen einzelner moderner Schrift- 
steller dem internationalen Verständnis 
ihrer Werke von geringem Vorteil sind. 
Um wenigstens eine einheitliche nationale 
Zitiermethode allgemein durchzuführen, 
hat der deutsche Juristentag Vorschläge 
formuliert, die freilich in manchen Ein- 
zelheiten Widerspruch gefunden haben, 
so daß mitunter (wie auch bei dem vor- 
liegenden Werke) eine Vereinfachung der 
Zitiermethode versucht wird. Vergleiche 
im Recht 02 549, Posener Der junge 
Jurist 2 194. 
Neben den allgemeinen Werken zur Paläographie und 
Diplomatik ist für den Handgebrauch empfehlenswert: 
Cappelli Lexicon Abbrevisturarum, Leipzig 01; von 
speziell der juristischen Brachygraphie bestimmten Schriften 
sind zu verzeichnen: Brissonius De verborum signi- 
ficatione, Paris 1596, p. 596 De siglis (und neuere Ausg); 
J. C. Th. Busching De signis seu signetis notariorum 
veterum, Breslau 20; G.Calza de Gattinara Dizionario 
teorico-pratico del notariato, Turin 26; G.Cannegieter 
Disquisitio de notis et siglis veterum, Utrecht 1768, Com- 
mentum in Ulpiani fragmenta, Leiden 1774; G. Garofalo 
Spiegazione delle abbreviature latine, lettere iniziali e 
clausole ceterate che si rinvengono negli antichi rogliti 
notarili di Sicilia, Catania 89, Appendice, 90: K. T. 
v. Inama-Sternegg Über Urbarien und Urbarial- 
aufzeichnungen (Archivalische Ztschr 2 26, Stuttgart 77); 
Libellus docens modum studendi et legendi contenta a0 
abbreviate utriusque iuris tam canonici quam civilis in 
se continens titulos sive rubricas ejusdem iuris per Fri- 
dericum Crewsner Oppidi Nurembergensis civem summa 
cum diligentia anno Domini 1476 .. . Impressus. (Andere 
Ausgaben: Basel 1482, 1484; Cöln 1487; Straßburg 1487 
u. 8.); Modus legendi abreviaturas in utroque jure, Paris 
1498 (u. d.); Modus legendi abbreviaturas passim in utro- 
ue jure occurrentces, Paris 1537 (Venedig 1607); H. Link 
6 siglis et notis literarum in jure prohlbitis et permissis, 
Altdorf 1693; Magnonis De siglis juris, Leyden 1599; 
Patinella Tyrocinium sive Theori-Pratica Tabellionatus 
offlcil, Palermo 1738; G. Vianini Raccolta delle princi- 
pali e piü difficili abbreviazioni e frasi abbreviate che si 
riscontrano negli atti notarili del secolo XIII in poi, Rom 
98; Vocabularium iuris, Venedig 1498 (Mailand 1520 u. 8.). 
Siehe auch das Stichwort Zitiermethoden. Bogeng. 
Brachylogus iuris civilis, um 1100, 
römisches Recht in 4 Büchern enthaltend. 
Brackenjagd in der Prov Hannover; 
8 33 hannovJagdO vom 11. März 1859; 
s.Stelling HannovJagdges Kommentar 
284, 288. Stelling. 
Bracton (Bratton), Henricus de, Dok- 
tor der Rechte zu Oxford, Richter unter 
Heinrich III. (1244). Er ist der Verfasser 
des bedeutendsten der auf den Präjudi- 
zien des Königsgerichtes beruhenden eng- 
lischen Rechtsbücher: De legibus et con- 
suetudinibus Angliae (in seinen Haupt- 
teilen vor 1259 vollendet), London 1569 
1640, hrsg von Twiß 1818), das äußerlich 
als eine Nachbildung von Azos Summa 
zum Codex erscheint. Auch gehen die sog 
Fleta seu commentarius juris Anglicani 
(um 1290) auf ihn zurück. 
C. Güterbock Henricus de Bracton und sein Ver- 
hältnis zum römischen Recht, 62 (englisch von gox®, 66). 
ogeng. 
Braker, Warenprüfer. Vgl S 266 (Un- 
treue).
	        
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