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Chile, Republik, Verfassung von 1833;
die Gesetzgebung wird durch Senat und
Deputiertenkammer ausgeübt.
Chirographa s. Kirchenrecht, katholi-
sches.
Cholera s. unter Seuchengesetzge-
bung.
Chomageversicherung ist die Ver-
sicherung des entgehenden Gewinnes,
z. B. Mietsverlustversicherung.
chrisma, das von Bischöfen bereitete
Salböl.
Christkatholiken s. Altkatholiken.
Christliche Philosophie (des Mittel-
alters). Die C hat bereits frühzeitig mit
der Profanphilosophie eine Verbindung
gesucht, insbesondere unter der Einwir-
kung platonischer Ideen gestanden. Die
Philosophie der Kirchenväter heißt Patri-
stik; erst vom 11. Jahrh an beginnt die
eigentliche christliche Philosophie, die
Scholastik oder Philosophie der Kirchen-
lehrer.
I. Unter den Philosophen der Patristik
seien Origines und Augustin genant. Ori-
gines ist 185 in Ägypten geboren und 254
in Tyrus gestorben; sein Hauptwerk han-
delt über die Grundlehren, negi doywr,
und ist eine systematische Verbindung
christlicher Gnosis mit Philosophie. —
Der Kirchenvater Aurelius Augustin ist
354 in Thagaste in Numidien als Heide
geboren, dem katholischen Christentum
ewonnen worden und als Bischof von
ippo Rhegius 430, während die Vanda-
len Hippo belagerten, gestorben. Sein
Hauptwerk, de civitate Dei, besteht aus
22 Büchern. Augustin unterscheidet den
Gottesstaat, civitas coelestis, dessen Ent-
wickelung sechs Perioden durchlaufe, und
dessen sechste Periode mit Christus be-
ginne, von dem weltlichen Staat, civitas
terrena.. Der weltliche Staat sei eine
Frucht der Sünde, denn die ersten Staa-
tengründer, Kain und Romulus, seien
Brudermörder gewesen. Die civitas ter-
ıena verfolge zwar die Aufrechterhaltung
des irdischen Friedens, sei aber gleich-
wohl eine sündige Gemeinschaft; sie
werde aeternum supplicium subire cum
diabolo, um dem Gottesstaate Raum zu
geben, der dann allein herrschen werde.
Bis dahin sei es aber die Aufgabe der ci-
vitas terrena, der Kirche zu dienen, ihre
Lehre zu schützen, die Irrlehre aber zu
verfolgen und zu bestrafen. — Unter den
Chile — Christliche Philosophie.
späteren ragt besonders Isidor von Sevilla
hervor; s. Pseudoisidorische Sammlung.
ll. Die Scholastik will Glauben und
Wissen verbinden, indem sie den Gegen-
satz, der das anbefohlene Dogma von dem
denkenden Selbstbewußtsein trennt, zu
überbrücken trachtet. Albertus Magnus,
1193 bis 1280, ist der erste systematische
Scholastiker, der die aristotelische Philo-
sophie mit der arabischen verbindet und
ein Lehrgebäude des kirchlichen Dogmas
errichtet. Seine Name war Albert von
Bollstädt; wegen seiner großen Gelehr-
samkeit erhielt er den Beinamen Mag-
nus. — Thomas von Aquino, 1225 (oder
1227) bis 1274, war Dominikaner und
Schüler des Albert Magnus. Seiner außer-
ordentlichen Beherrschung des Stoffes
und der vollendeten Anpassung aristote-
lischer Lehrsätze an die Forderungen der
rechtgläubigen Kirche verdankte er es,
daß er noch bei seinem Leben als Doctor
angelicus (wegen seiner englischen Rein-
heit) gepriesen und ein halbes Jahrhun-
dert nach seinem Tode kanonisiert wurde.
Sein Hauptwerk ist die Summa philoso-
phiae de veritate fidei catholicae contra
gentiles (4 Bücher). Nach ihm ist die Frei-
heit vernunftgemäßes Handeln; der Wille
ist zwar frei, unterliegt aber der Notwen-
digkeit, dem Endzwecke zuzustreben. Er
unterscheidet drei Arten der Lex: 1. die
lex aeterna, d. i. der göttliche Geist,
dessen ratio die Welt beherrscht; 2. die
lex naturalis, vermöge deren die Men-
schen an der lex aeterna teilhaben und
Gutes und Böses zu unterscheiden ver-
mögen; 3. die lex humana, die von den
Menschen erfunden ist. Die Fürsorge
für die menschliche Gemeinschaft in ihren
letzten Zielen sei der Kirche anvertraut.
Darum müsse der Staat der Kirche gehor-
chen; die Herrscher seien gehalten, die
Weisungen des Papstes zu befolgen. —
Gegner des Thomas war der englische
Franziskanermönch Johannes Duns Sco-
tus, der 1308 in Köln starb. Er verteidigte
das Dogma der unbefleckten Empfängnis
der Jungfrau Maria gegen die Domini-
kaner und erhielt dafür den Titel Doctor
subtilis. Sein Hauptgrundsatz ist: volun-
tas est superior intellectu; hiernach hat
der menschliche Wille das Recht der
freien Wahl, ist also nicht durch den Ver-
stand determiniert. Hauptwerk des Duns
ist das Opus Oxiense, ein großer Oxfor-
der Kommentar zu den Sentenzen Peters