Full text: Rechtslexikon. 1. Band: A-K (1)

Corpus iuris canonici — Courier. 
Zitiert wird c2 D1 de poenit = canon 2 
distinctio 1 de poenitentia. — 3. De con- 
secratione, handelt in 5 distinctiones über 
Sakramente und Sakramentalien. Jede 
distinctio zerfällt in canones. Zitiert wird 
c1 D5 de consecr — canon 1 distinctio 5 
de consecratione. — Paleae heißen die 164 
Quellenstellen, die später, insbesondere 
von Gratians Schüler Paucapalea, hinzu- 
gefügt sind. — In der Friedbergschen 
Ausgabe des Corpus iuris canonici bildet 
das Decretum den ersten Band, alles an- 
dere enthält der zweite Band. 
2. Gregoriana oder Dekretalen Gre- 
gors IX.; sehr üblich ist die vulgäre Be- 
zeichnung Liber Extra. Im Auftrage Gre- 
gors IX. verfaßt dessen Pönitenziar 
(Beichtvater), der Dominikaner Raymund 
von Pennaforte, aus bisherigen Samm- 
lungen und den Dekretalen Gregors IX. 
eine neue Sammlung, die 1234 durch 
Übersendung an die Universitäten Paris 
und Bologna publiziert wurde. Die Be- 
zeichnung liber extra decretum oder Extra 
wird abgekürzt X und so für Zitate ver- 
wendet; z. B.c3X de solut 3, 23 = caput 
3 Extra de solutionibus libro 3 titulo 23. — 
Einteilung in fünf Bücher: iüdex iüdiciüm 
clerüs connübia crimen. Jedes Buch in 
Titel, jeder Titel in capita. — Die Fünf- 
teilung ist auch in den späteren Teilen 
verwendet worden; sie bedeutet: 1. iudex 
Fähigkeit zum Richteramte; 2. iudicium 
Zivilprozeß; 3. clerus Kirchenrecht; 
4. sponsalia Eherecht; 5. crimen Straf- 
recht. 
3. Liber sextus, weil ursprünglich als 
Ergänzung zur Gregoriana gedacht. Im 
Auftrage Bonifazius’ VIII., von dem auch 
die Bulle Unam sanctam herrührt, wird 
von Erzbischof Wilhelm von Embrun, Bi- 
schof Berengar von Beziers, Vizekanzler 
Richard von Siena eine neue Dekretalen- 
sammlung aus den bisherigen nebst denen 
des Bonifazius zusammengestellt und 
1298 durch Übersendung an die Univer- 
sitäten Paris und Bologna publiziert. Ein- 
teilung wieder in fünf Bücher. Zitiert wird 
z. B. c3 VI de suppl neglig 1,8 = caput 3 
in sexto de supplenda negligentia libro 1 
titulo 8. 
4. Clementinae; sie enthalten nicht die 
früheren Dekretalen, sondern nur die Cle- 
mens’ V. (gestorben 1313) und die Kon- 
zilschlüsse von Vienne. Die ursprüngliche 
Benennung der Clementinae war liber 
septimus. Publikation durch Johan- 
  
335 
nes XXII. 1317 durch Übersendung an 
die Universitäten Paris und Bologna, da 
Clemens die Publikation zwar angeordnet, 
aber nicht erlebt hatte. Zitiert wird z. B. 
c 2 de celebr miss in Clem 3, 14 = ca- 
put 2 de celebr missarum in Clementinis 
libro 3 titulo 14. Auch die Clementinae 
zerfallen in die üblichen 5 Bücher. 
II. Als corpus iuris canonici non clau- 
sum wird die von Jean Chappuis, Lizen- 
tiaten der Rechte in Paris, um 1500 ver- 
anstaltete Sammlung der übrigen Dekre- 
talen bezeichnet. 1. Extravagantes Johan- 
nis XXII. enthalten zwanzig Konstitutio- 
nen Johannes’ XXII., in 14 Titeln ; 2 Extra- 
vagantes communes, die übrigen Dekreta- 
len in der üblichen Fünfteilung, aber: liber 
quartus vacat; sie heißen deshalb com- 
munes, weil sie von verschiedenen Päp- 
sten herrühren. 
Pius IV. hat 1566 eine Kommission für 
Textrevision eingesetzt, correctores Ro- 
mani; ihre „römische Ausgabe‘ ist 1582 
unter Gregor XIII. erschienen. P. 
Corpus iuris civilis, eine von Justi- 
nian (s. d.) veranstaltete Sammlung des 
römischen Rechtes. Justinian hat sein 
großes Gesetzgebungswerk mit Hilfe sei- 
nes Justizministers Tribonian und der 
Professoren Theophilus und Dorotheus 
durchgeführt. Vorarbeiten sind der vetus 
codex und der liber L (= 50) decisionum, 
528 und 529. 
Vorläufer des codex vetus und Grund- 
lagen seines Inhaltes sind die drei codices: 
codex Gregorianus 300, codex Hermoge- 
nianus 400, codex Theodosianus 438; 
die beiden ersten sind Privatsammlungen. 
Das c enthält institutiones, digesta, codex, 
novellae, seit 1583 (Gothofredus) corpus 
iuris civilis genannt. 
Die Institutionen, die Digesten und der 
Codex sind einander an Kraft gleich; die 
Novellen sind jünger und gehen ihnen 
ehe institutiones, Pandekten, codex, Novellen. 
Courier de M£re, Paul Louis, * 4. Jan 
1772 zu Paris, 1792 bis 1809 in Kriegs- 
diensten, setzte dann seine hellenistischen 
Forschungen in Italien fort und besorgte 
als ihr Ergebnis mehrere wertvolle Aus- 
gaben. Seit 1812 lebte er auf seinem Gute 
zu Vesetz bei Tours, wo er auf Anstiften 
seiner Ehefrau durch deren Liebhaber und 
den Gutsaufseher 16. April 1825 ermor- 
det wurde. 
Courier veröffentlichte nach der Restau-
	        
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