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kurzen Einleitung über die Geschichte der
Quellen — 188 1—7 — der gesamte Stoff
des Privatrechts, sowohl des ius civile als
des ius honorarium nach dem bekannten,
I $ 8 ausgesprochenen, indessen wohl
nicht von G selbst erfundenen System per-
sonae, res, actiones behandelt wird. Vgl
hierzu Krüger. c. 249—252.
Die längste Zeit waren die Institutionen
des G verschollen, und man kannte sie nur
aus einem in der lex Romana Wisigotho-
rum enthaltenen Auszug in zwei Büchern,
der sog Epitome Gaii, die bis zum 3. Buch
des Originals reicht, aber wohl nicht un-
mittelbar auf ihm, sondern auf einer im
4. oder 5 sc abgefaßten Neuredaktion be-
ruht. Vgl Krüger. c. 418-420; Kar-
lowa RömRG 1 980—82; Hitzig
ZGSt 93 187—88. Ausg der Epitome
Boecking im Corpus iur Antejust,
41; Haenel LexRomWis, 49.
Außerdem sind zahlreiche Fragmente
des G außer in die Institutionen Justini-
aus noch in die Collatio (s. d.) und die
Werke Priscians und Boethius’ überge-
gangen.
Das Originalwerk des G wurde, fast
vollständig erhalten, von B. G. Niebuhr
im Jahre 1816 in einem Palimpseste der
Bibliothek des Veronaer Domkapitels, ent-
haltend die epistulae und die polemica des
heiligen Hieronymus, entdeckt. Schon
vorher hatte Scipio Maffei ein Blatt des
Manuskripts, das der zweiten Beschrei-
bung entgangen war, veröffentlicht, was
aber bis zu der Entdeckung Niebuhrs we-
nig beachtet worden war.
Wie es uns heute vorliegt, ist das Ma-
nuskript bis auf drei Blätter, von denen
übrigens eins mit Hilfe anderer Quellen
ergänzt werden kann, intakt, jedoch
äußerst schwer leserlich. Geschrieben ist
es im Laufe des 5. sc in Unzialbuchstaben
mit zahlreichen, bis dahin unbekannten
Abkürzungen sowie vielen Fehlern und
Unrichtigkeiten, die mit die Veranlassung
waren, daß man in der Handschrift, in-
dessen mit Unrecht, ein nachgeschriebe-
nes Kollegienheft erkennen wollte. Vgl
Dernburg Die Institutionen des G, ein
Kollegienheft aus dem Jahre 161 p. Chr,
69; hiergegen vor allem Karlowa
RömRGesch 1 724. — Entziffert und her-
ausgegeben wurde die Handschrift zuerst
von Goeschen, Bekker und Bethmann-
Hollweg, später von Bluhme. Letzterer
wandte bei seinen Studien übrigens
Gaius — Galiani.
äußerst energisch wirkende Chemikalien
an und erreichte so zwar die Entzifferung
einer Reihe bis dahin unleserlich geblie-
bener Stellen, brachte gleichzeitig aber das
Manuskript so in Gefahr, daß man es
lange Zeit für verloren hielt.
In den Jahren 186668 hat endlich
Studemund eine neue, mit großer Ge-
nauigkeit ausgeführte Lesung des G vor-
genommen, deren Resultate er in einem
Faksimiledruck unter dem Titel Gaii in-
stitutionum commentarii IV, Codicis Vero-
nensis denuo collati apographum 1874
herausgegeben hat. Eine erneute Durch-
sicht in den Jahren 1878—83 führte zu
neuen, 1885 als Supplement zum apogra-
phum herausgegebenen Lesarten. Hier-
durch ist es gelungen, das Werk bis auf
etwa des ursprünglichen Umfangs
olletärdig wiederherzustellen.
Von den modernen Ausgaben des G ist
die von Krüger und Studemund in der
Collectio 1906 die beste, neben der wegen
ihres Kommentars die von Huschke, 1903
von Seckel und Kübler neu herausge-
geben, zu nennen ist. Die in Girard’s tex-
tes enthaltene Ausgabe folgt in der Haupt-
sache Krüger und Studemund.
Große Hoffnungen auf eine weitere Er-
gänzung des G hatte man auf einen im
Jahre 1898 durch Emile Chatelain in Au-
tun gemachten Fund eines Palimpsestes
gesetzt. Der genannte französische Ge-
lehrte hatte ein, anscheinend im 5. sc in
Halbunzialbuchstaben geschriebenes Ma-
nuskript von 19 Blättern entdeckt, das im
7 sc abgeschabt worden war, um den In-
stitutionen Cassians Platz zu machen. —
Man glaubte hierin ein zweites Exemplar
der Institutionen des G zu besitzen, allein
durch die, übrigens äußerst. schwierige
Entzifferung des Palimpsestes ergab es
sich, daß derselbe nur eine, anscheinend
für Unterrichtszwecke bestimmte, ziemlich
schwülstige Paraphrase des G enthielt, die
den Text des Veroneser Exemplars noch
dazu nur an sehr wenigen Stellen ergänzt.
Beste Ausgabe von Krüger-Chatelain in
der Collectio; vgl auch Girard textes, der
sie den Institutionen des G folgen läßt.
Krüger Gesch d. Quellen etc 183—191, 243—47; Kar;
lowa mRGesch 721 ff; Girard textes 201 fl:
Kipp Gesch d. Quellen. Erdmann.
Galiani, Fernando, * 2. Dez 1728 zu
Chieti, im diplomatischen Dienste seines
Vaterlandes 1760—1770 in Paris lebend,
T 30. Okt 1787 in Neapel. Ausgezeichnet
durch schriftstellerische Begabung und