Preußens Politik vor dem dänischen Kriege. 151
Friedrich von Augustenburg bestand. Den Verlauf des nun beginnenden
zweiten dänischen Krieges berichtet der folgende Abschnitt.
Die weitere Laufbahn Bismarcks und seinen unvergänglichen Anteil an
der größten Ruhmesthat der neueren deutschen Geschichte werden wir später
verfolgen. Mehr und mehr zeigte es sich, daß er die treibende Kraft bei
alledem war, was äußerlich oft widerspruchsvoll und dem Uneingeweihten un-
verständlich, in Wirklichkeit aber zielbewußt und folgerichtig der Erreichung
des Endzweckes: der Einigung Deutschlands, der Wiederaufrichtung der alten
deutschen Reichsherrlichkeit diente. Niemand hat inniger und aufrichtiger die
Verdienste Bismarcks um Preußen und Deutschland, um des Reiches Wieder-
erstehen und inneres Erstarken anerkannt als der erste deutsche Kaiser selbst,
Wilhelm I. Man nmöchte sagen, es bedurfte zweier Männer, wie dieses
Monarchen und dieses Staatsmannes, ihres einmütigen und vertrauenden Zu-
sammenwirkens, um das schwere Werk zu vollbringen, um den deutschen
Völkern die Einheitlichkeit der Staatsform wiederzugeben, nach der sie selbst
jahrzehntelang auf so verschiedenen Wegen so vielfach und — so vergebens
gerungen hatten. Was Bismarck dann als erster Kanzler des neuen deutschen
Reiches für den inneren Ausbau desselben gethan, wie er das Ansehen und
den Einfluß des Reiches und seiner Regierung im Rate der Völker gestärkt
und gekräftigt, wie er endlich, einer mächtigen Volksströmung entgegenkommend,
auch in fernen Weltteilen das dreifarbige Reichsbanner zu Ehren gebracht hat,
das alles gehört der Geschichte der letzten beiden Jahrzehnte an, die uns in
dem nächsten Bande dieses Werkes beschäftigen wird. Heute weilt Deutsch-
lands erster Reichskanzler fern von der Stätte seines ruhmreichen Wirkens;
der Lauf der Dinge hat es mit sich gebracht, daß des hohen Amtes Bürde und
Würde aus den Händen des an Kraft noch Ungebeugten in andre Hände über-
gegangen ist. Aber in allem Wandel der Dinge und der Anschauungen wird
dem Fürsten Bismarck der Ruhm unverkürzt bleiben, vornehmlich durch seinen
Rat und durch seine That Deutschland geeinigt und das geeinigte Deutschland
stark und achtunggebietend gemacht zu haben. Auf dem Grunde, den der erste
Reichskanzler gelegt, werden seine Nachfolger fortbauen, wenn sich auch auf
einzelnen Gebieten des Staatslebens unter neuen Verhältnissen ein „neuer Kurs“
als notwendig erweist. Deutschlands Volk, Deutschlands Fürsten und Deutsch-
lands Kaiser werden niemals vergessen, was sie Deutschlands erstem Reichs-
kanzler verdanken.