Full text: Fünfzig Jahre aus Preußens und Deutschlands Geschichte.

182 Der Deutsch-dänische Krieg. 
Das war die Düppelstellung. Die Preußen wollten sie erobern, denn 
an diesem Zipfel hielt der Däne Schleswig noch in den Zähnen. 
Prinz Friedrich Karl hatte sein Hauptquartier im Schloß Gravenstein. 
Proviant= und Munitionskolonnen, Wagenparks und Feldlazarette, der ganze 
Troß des Krieges bedeckte das Stückchen Erde, und dicht gedrängt lagerten 
die Soldaten in Häusern und Scheunen. Ein Schaffpelz bedeckt die Uniform, 
die Mantelkapuze ist über den Kopf gezogen, kniehohe Stiefel, wollene Shawls, 
Plaids und Tücher sind als Schutzmittel gegen die grimmige Kälte will- 
kommen. Hier heißt es nicht, wie der Soldat im Frieden launig sagt: „Was 
nutzt mich der Mantel, wenn er nicht gerollt ist.“ 
Während man auf die schwere Belagerungsartillerie aus der Heimat 
wartet, sollen häufige scharfe Rekognoszierungen den Feind ermüden. Doch 
schon ist das „Matschwetter“ eingetreten und der Marsch dadurch außer- 
ordentlich erschwert; nur mit Aufbietung aller Kraft gelingt es, die Geschütze 
in dem aufgeweichten Boden vorwärts zu bringen. Inzwischen wird Tag 
und Nacht an Faschinen zu Schanzkörben gearbeitet, dort errichtet man feste 
Bettungen für die Geschütze, baut Batterien, hier wird eine Brücke geschlagen. 
Es muß gehen — und es geht. 
Die dänische Panzerbatterie will die Brücke in Grund bohren, aber die 
Kugeln der Gammelmarkbatterie weisen sie zurück. Der Panzer hält nicht gegen 
preußisch Eisen, und die Feldzeugmeisterbatterie schießt so sicher und trifft so 
weit, daß darüber bald ganz Europa in Staunen gerät. Scharfsinn und 
Beobachtung, ernstes Studium der Kriegswissenschaft und praktische Ubung 
pesenmi im langen Frieden die preußischen Waffen für den Krieg bestens 
gestählt. 
Vertrauensvoll sieht der Soldat, daß in allem für ihn gesorgt ist und 
— daß er siegen muß, wenn er will. Und er will, gilt es doch, einen 
deutschen Bruderstamm zu befreien. Überall, in allen kleinen Gefechten, im 
Holz von Satrup und Stenderup, in der Büffel= und Ravenkoppel werden 
glückliche Erfolge mit geringen Verlusten errungen; es sind freilich meist nur 
Neckereien. 
Indes die Generale Raven, Göben, Canstein, Röder und Schmidt be- 
lustigen sich mit dem Feinde auf ihre Weise. Sie wissen gar wohl, daß die 
Scharmützel des kleinen Krieges dem jungen Soldaten das meiste Vergnügen 
machen, ihn ausbilden und ihn zu den großen Schlachttagen vorbereiten. 
Endlich ist das Werk vollbracht — die Batterien sind sämtlich mit 
schwerem Geschütz besetzt; sie spielen über die Meeresbucht hinüber nach 
Alsen, zerstören die Magazine von Sonderburg und schleudern mit fast nie 
fehlender Treffsicherheit ihre todbringenden, alles zerstörenden Geschosse in die 
Schanzen. 
Und von der Heimat klingt die Kunde herüber, daß sich auch die junge 
preußische Marine mit der dänischen Flotte, trotz deren Ubermacht, mit 
Ehren gemessen habe. Im Hochgefühl des winkenden Sieges ruft ein jeder: 
„Jetzt ists Zeit, daß wir Düppel nehmen!“ — Bald sollte das blutige Vor- 
spiel beginnen.
	        
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