Full text: Fünfzig Jahre aus Preußens und Deutschlands Geschichte.

184 Der Deutsch-dänische Krieg. 
Dennoch bleibt der Soldat frohen Mutes; ein großes Ziel steht ihm ja 
vor Augen, das er nur durch Standhaftigkeit erreichen kann. Und der eine 
erzählt dem andern, was er gethan; dadurch wird der Ehrgeiz angeregt. 
Jeder will der beste sein, und hat er noch keine Gelegenheit gefunden, sich die 
Tapferkeitsmedaille zu verdienen, so will er sie morgen suchen. Fröhlicher 
Wetteifer erfüllt die Herzen aller. 
Im großen Kessel brodelt der Punsch. Hier klingt ein lustiges Soldaten- 
lied, dort eine schwermütige sinnige Weise. Drüben spielen zwei Kameraden 
Sechsundsechzig, der Tornister dient ihnen als Tisch; dort schreibt ein Soldat 
mit Bleifeder den Abschiedsbrief an die Eltern, an die Geschwister, an die 
Braut, wohl auch an das treue Weib, das er in der Heimat gelassen. Das 
Herz blutet, wenn er daran denkt, die Lieben und die traute Heimat nicht 
wiederzusehen, aber er kann's nicht ändern, er muß morgen doch der erste sein 
im Kampf. Er steckt den Zettel in die Brusttasche, damit der Kamerad ihn 
fortsende, wenn Gott ihm den Tod beschieden. 
Lebhaft plaudert man am Wachtfeuer. Auch die Preußen haben nun 
schon etwas zu erzählen. Zuerst ist's die Uberraschung durch den Kronprinzen 
(S. 180), dann sind es andre Vorkommnisse, um welche sich die Unterhaltung 
dreht. 
Am lautesten ist allerwege der Berliner. Er ist fast in allen branden- 
burgischen Regimentern vertreten. Der Westfale lacht über seine eignen Witze, 
der gute Humor läßt Mühe und Leiden vergessen. Wer lachte nicht, trotz des 
furchtbaren Ernstes vor Missunde, als die junge Truppe die Feuertaufe erhielt 
und ein Berliner plötzlich rief: „Ick jlobe jar, die Kerle machen Ernst; man 
kann ja hier scheenstens dodtjeschossen werden!“ Aber derselbe Berliner war 
im Kampfe überall der vorderste — alle haben es gesehen, und jetzt kann er 
erzählen, ohne daß die andern sagen: „Wat doch die Börliner renommieren!“ 
Sieh, dort lagert ein Trupp Soldaten aller Waffengattungen am Boden. 
„Hurral da kommt Schröder“, rufen mehrere zu gleicher Zeit; „macht 
Schrödern Platz!“ 
„Wer ist Schröder?“ fragt ein neuer Ankömmling, ein junges Blut. 
„Kennt der den Teufelskerl, den lustigen Schröder nicht!“ antwortet im 
Baßton ein Korporal. „Von dem weiß mancher ein Stück zu erzählen. Wollt 
ihr eins wissen, so hört zul! Da sieht euch jüngst besagter pp. Schröder, 
Füsilier der 10. Kompanie vom 13. Infanterieregiment, bei einem Vorposten- 
gefecht einen Dänen hinter einer Wallhecke stehen. Ohne sich lange zu besinnen, 
springt er sofort auf den Hannemann zu, faßt ihn derb bei der Gurgel und 
sagt: „Deine Schuldigkeit häst de zwar dahn, met moßt awer doch!“ Und 
dabei lacht er so herzlich, daß der Däne mitlachen muß. Und gerade so hat 
er's schon bei Missunde gemacht. Dem ist alles egal Spaß! Als sein 
Bataillon gerade im heftigsten Feuer war, schlug eine Gewehrkugel ein Stück 
aus seinem Gewehrschafte: „Sieh, de Düwelskerls dreben scheeten nor so in't 
Gelag nein und scheeten nu mi dat Gewehr in de Hand kapot!“ poltert er
	        
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