16 Zustände in Deutschland, Preußen und Österreich.
Februar 1848 es wiederum unternahm, das den Franzosen durch die Ver-
fassung gewährleistete Vereinsrecht zu verkümmern, da erhob sich das Land
und in erster Linie die Hauptstadt Paris zur Verteidigung der in Frage ge-
stellten verfassungsmäßigen Rechte. Als der König endlich die ganze Tragweite
und die drohenden Folgen seines eigenmächtigen Vorgehens erkannte, zeigte er
sich zwar zum Nachgeben bereit, aber nun war es zu spät. In zwei Tagen
war der Kampf zwischen den königlichen Truppen und dem Volke zu gunsten
des letzteren entschieden. Der „Bürgerkönig“ Louis Philipp mußte aus Frank-
reich fliehen, und in Paris wurde die „Zweite Republik“ ausgerufen.
Auch in Deutschland war gegen Ende der vierziger Jahre die Unzufrieden-
heit mit den bestehenden Zuständen aufs höchste gestiegen. Es hatte sich ein
bedenklicher Geist der Auflehnung über alle Teile unfres Vaterlandes
verbreitet. Alle Welt war darin einig, daß Fortschritte nach so manchen
Richtungen des Staatslebens unerläßlich waren; nur über die Wege, auf denen
eine Besserung schließlich erreicht werden sollte, war man sich nicht klar. An
eine gewaltsame Bewegung dachten in den Kreisen des Bürgertums vorerst
noch die wenigsten. Daß aber gleichwohl der Boden für eine solche wohl vor-
bereitet und Zündstoff in Massen vorhanden war, das zeigte sich auf die
schnell weiter getragene Kunde von den Ereignissen jenseit des Rheines in
ganz unerwarteter Weise.
Die Märztage in Deutschland. In der That verbreitete sich die durch
die französische Februarrevolution von 1848 hervorgerufene Bewegung blitz-
schnell über einen großen Teil von Mittel= und Südeuropa; auch Deutschland
und Osterreich erschütterten blutige Ausstände, und erbitterte Straßenkämpfe
zwischen erregten Volksmassen und der bewaffneten Macht in Wien, Berlin,
Dresden und anderwärts forderten leider nur zu zahlreiche Opfer.
Ganz Deutschland war schon in fieberhafte Aufregung geraten, als im
Monat März zu Heidelberg aus allen Teilen des alten Reichs langbewährte
Männer sich zusammenfanden, um über die geeigneten Maßregeln zur Durch-
führung allgemein als berechtigt angesehener Forderungen zu beraten. Vor
allem begehrte man im Norden und Süden nach größerer politischer Einheit.
Die alte Kaiserherrlichkeit war immer lebendiger in der Erinnerung des Volkes
aufgetaucht, man verlangte entschiedener denn je, daß die nördlichsten Provinzen
des alten Reiches, die Herzogtümer Schleswig-Holstein, von dem unerträglich
gewordenen Drucke der Dänen befreit würden. Lauter drang man darauf,
daß der deutsche Staatenbund zu einem Bundesstaat umgewandelt und daß der
würdigste unter den Fürsten zum Oberhaupte Deutschlands erwählt werde.
Vas Vorparlament. Infolge dieser sich immer entschiedener geltend machen-
den Bewegung hatten die am 5. März in Heidelberg beratenden Vertrauens-
männer, meist Abgeordnete zu den Ständekammern verschiedener deutscher
Länder, einen „Siebener-Ausschuß“ niedergesetzt, der eine Versammlung aller
noch in Thätigkeit und außer Wirksamkeit befindlicher Mitglieder deutscher
Kammern, verstärkt durch eine Reihe andrer bedeutender Persönlichkeiten,
nach Frankfurt a. M. berief. Diese Versammlung, bekannt unter dem Namen
des „Vorparlaments-, tagte vom 30. März 1848 an in Frankfurt. Sie