328 Der Feldzug der Mainarmee.
und nun hielt sie auch niemand mehr zurück. „„Up Bedenek, up die Bengels,
gifft ehr düchtig!““ Das waren die Rufe, die man durch den Trommelschlag
und die zum Vorwärtsstürmen anfeuernden Rufe hörte.“
Nach anderthalbstündigem, heftigem Gefecht war der Wald gewonnen, es
trat ein Augenblick der Ruhe ein. Die andern Regimenter waren auf und
neben dem Eisenbahndamm gegen die Stadt vorgegangen, welche nach tapferem
Widerstand erstürmt wurde. Alles drängte nun der Mainbrücke zu, und zahl-
reiche Gefangene wurden gemacht. Die Kavallerie übernahm die weitere Ver-
folgung. General Vogel von Falckenstein ehrte das Regiment, indem er nach
dem Treffen sagte: „Dieser herrliche Sieg gehört dem 13. Regiment.“
Aber auch Graf Neipperg belobte mit Recht seine Truppen wegen ihrer
Tapferkeit, obgleich sie geschlagen waren. Daß die Italiener, wie damals
behauptet wurde, zu den Preußen übergegangen oder sich freiwillig hätten
gefangen nehmen lassen, ist eine Erfindung, wie der General von Göben
später ausdrücklich erklärt hat. Dem Prinzen Alexander blieb jetzt nichts
übrig, als den Weg durch den Odenwald einzuschlagen, um weiter südlich die
Vereinigung mit den Bayern zu versuchen.
Infolge des Verlustes von Aschaffenburg mußte auch Hanau aufgegeben
werden; die Bundestruppen räumten Frankfurt, wo am 15. Juli General
Vogel von Falckenstein an der Spitze der Brigade Wrangel seinen Einzug hielt.
Die letzten in Frankfurt verbliebenen Bundestagsgesandten, die ihre Zeit
damit verbracht hatten, unfruchtbare Betrachtungen anzustellen und Absagen
entgegen zu nehmen, suchten ihre werten Personen nun in Sicherheit zu
bringen. Ihren Austritt aus dem Bunde hatten inzwischen am 21. Juni
Oldenburg und Lippe-Detmold, am 23. Sachsen-Altenburg, am 25. Anhalt,
Schwarzburg-Sondershausen und Waldeck, am 2. Juli Sachsen-Koburg-Gotha,
Reuß jüngere Linie und Mecklenburg angezeigt. In Augsburg gingen weitere
Austrittserklärungen ein: am 26. Juli von Sachsen-Meiningen, am 2. August
von Baden; am 24. August fand der Bundestag in aller Form das längst
verdiente ruhmlose Ende.
Nach den letzten Erfolgen der preußischen Waffen erfolgte die Besetzung
von Darmstadt; der größte Teil von Nassau sowie das Großherzogtum Hessen
waren in den Händen der Sieger. In Frankfurt. Darmstadt und Bieberich,
der Residenz des Herzogs von Nassau, der gleich dem Großherzog von Hessen
seinem Lande den Rücken gekehrt hatte, richteten sich die Preußen häuslich ein.
General von Manteuffel, Oberbefehlshaber. Das Korps Manteuffel war
bei Aschaffenburg stehen geblieben; General von Beyer hatte Fulda und Hanau
besetzt, von wo die Kurhessen nach Mainz abgezogen waren. Einige Ruhe-
tage waren nach so vielen Anstrengungen nötig — dann ging es wieder
gegen den Feind. Am 19. Juli wurde der treffliche Führer der Mainarmee
Vogel von Falckenstein zum Generalgouverneur von Böhmen ernannt, und
das Kommando ging auf General von Manteuffel über, dem jetzt die Auf-
gabe zufiel, den so erfolgreich begonnenen Feldzug bis zu dem schon nach
wenigen Tagen eintretenden Waffenstillstand zum glücklichen Ende zu führen.