Bei Tauberbischofsheim. 331
Der Führer des VIII. Bundeskorps machte jetzt in letzter Stunde noch
einmal ernstliche Anstrengungen, um seine endliche Vereinigung mit den
Bayern zu bewerkstelligen, was zu verhindern der überlegenen strategischen
Kunst des preußischen Feldherrn bisher gelungen war. Auch die badischen
und württembergischen Truppenteile suchten sich an der Tauber die Hand zu
reichen, während die preußischen Befehlshaber dahin trachteten, diese Korps
einzeln vor ihrer Vereinigung zu schlagen.
Bei Tauberbischofsheim. Zu solchem Zwecke rückten preußischerseits die
Divisionen Flies (bisher von Manteuffel geführt) und Beyer auf dem linken
Mainufer gegen Würzburg vor, während Göben von Darmstadt heranzog.
Von dem ersteren Heeresteile wurde eine Abteilung, bei welcher auch das
koburg-gothaische Regiment sich befand, rechts auf Hundheim entsendet, um
Verbindung mit der Division Göben zu suchen. Diesen Anmarsch meldeten
die Vorposten der bei Wertheim stehenden badischen Division. Sogleich
brachen leichte Truppen zur Erforschung der Stellung des Feindes auf, und
als deren Patrouillen den Gegner entdeckten, ward die Division am 23. Juli
früh vom Prinzen Wilhelm von Baden auf Hundheim vorgeführt. Hier
entspann sich ein lebhaftes Gefecht, welches von beiden Seiten wacker geführt
wurde und mit dem Rückzuge beider Teile endigte, preußischerseits auf die
Hauptmacht, badischerseits auf Tauberbischofsheim behufs Vereinigung mit den
Württembergern.
Zwischen Flies und Göben schob sich jetzt die Division Beyer ein, und
die Vortruppen der beiden letztgenannten griffen am 24. die Ubergänge der
Tauber an, welche bei Bischofsheim von den Württembergern, bei Hochhausen
und Werbach von den Badensern verteidigt wurden. Die württembergische
Division befehligte der Kriegsminister von Hardegg. Dieser berichtet seinem
König, daß er den Auftrag erhalten habe, Tauberbischofsheim zu sichern, daß
aber der Ort kaum besetzt gewesen sei, als der Angriff des Feindes um
zwei Uhr begonnen habe. Nach dreistündigem Gefecht sei die Division durch die
vierte des VIII. Korps (Osterreicher) abgelöst worden; er könne sagen, daß
sich die Truppen allenthalben brav benommen hätten. Darüber konnten auch
die Leute vom 55. und 15. Regiment (von Wrangels Brigade) Zeugnis
ablegen, welche gegen die braven Schwaben gekämpft und nachmittags das
eben genommene Bischofsheim, das ihnen wieder entrissen werden sollte, gegen
fünfmaligen Angriff behauptet hatten. Die Württemberger, immer mehr be-
drängt, sprengten zuletzt die Tauberbrücke und nahmen dahinter Stellung.
Einer ihrer verwundeten Soldaten schrieb aus dem Lazarett: „Etwa andert-
halb Stunden standen wir im Gesfecht, da streckte mich eine Kugel zu Boden;
da lag ich denn, bis mich abends sieben Uhr preußische Füsiliere abholten. Nur
so viel weiß ich noch, daß wir von preußischen Arzten und Soldaten wie
Brüder behandelt wurden.“
Die Oldenburger und Hanseaten hatten gleich brav gestritten, erstere das
Dorf Hochhausen, das Bataillon „Bremen" Werbach mit großer Entschlossenheit
erstürmt. Der Großherzog von Oldenburg war unterwegs, kam aber zu spät,
um dem Sieg seiner Truppen persönlich beizuwohnen.