352 Friedensschluß.
Ehrel Wir sind nur Gottes Werkzeuge gewesen. Der unvergleichlichen Bravour
meiner herrlichen Armee und ihrer ausgezeichneten Führung — namentlich
(zu Prinz Friedrich Karl gewandt) der deinigen — verdanke ich, verdankt das
Vaterland diesen glänzenden, so schnell beendeten, mit so ruhmreichen Resul-
taten gekrönten Feldzug. Namentlich danke ich der 7. und 8. Division, welche
standgehalten hat, als es den höchsten Preis galt; ihre Verluste, so schmerzlich
und schwer, sie waren notwendig und sind nicht vergeblich gebracht. Noch
einmal also: meine vollste Anerkennung, meinen königlichen Dankl Leben
Sie wohl, meine Herren! Auf Wiedersehen im Vaterlande!“
Diese Parade nach einem Feldzuge, der so viel Strapazen, Entbehrungen
und Menschenleben gefordert hatte, ward zu einer kaum minderen Anstrengung,
als eine Schlacht erfordert. Aber sie erschien als eine Notwendigkeit, da sie,
im Angesichte Wiens abgehalten, den Einzug in die feindliche Hauptstadt, als
Schlußstein des ganzen Krieges, ersetzen sollte.
In Wien und in paris. Vom Stephansturm in Wien konnte man am
Tage die preußischen Bajonette blitzen, zur Nachtzeit die Lagerfeuer leuchten
sehen. Verwirrung und Schrecken herrschten in der von 240 000 Preußen
in weitem Umrkkreise bedrohten Reichshauptstadt. Die Bank flüchtete ihre #
nach der ungarischen Festung Komorn, in den Ministerien wurden die Akten
zusammengepackt, um sie nach Pest zu retten. Die Stimmung war gänzlich
umgeschlagen, und die öffentliche Meinung bekundete ein dringendes Verlangen
nach Frieden um jeden Preis. Darüber herrschte ja kein Zweifel, daß für
die Preußen, zumal sie Brückentrains mit sich führten, die allerdings sehr
angeschwollene Donau kein Hindernis des Weitervorrückens sein werde.
Dazu gesellten sich innere Schwierigkeiten, da ein großer Teil der Bevölkerung
Ungarns, wo die Erinnerung an die Schreckenstage nach 1848 noch nicht er-
loschen war, geneigt schien, die durch die österreichische Niederlage geschaffene
Lage zur Erringung der längst angestrebten größeren Selbständigkeit Ungarns
auszunutzen. Von Paris war überdies nichts mehr zu hoffen. So miß-
mutig Kaiser Napoleon über die durch die unerwartet schnellen und glänzen-
den preußischen Waffenerfolge eingetretene Wendung der Dinge sein mochte —
er wußte zu klug mit den thatsächlichen Verhältnissen zu rechnen, um jetzt
noch dem Verlangen Osterreichs nach thatkräftiger Einmischung nachzugeben.
In Paris war, als die Nachricht von der Abtretung Venetiens an Napoleon
sich bestätigte, illuminiert und wie nach einem erfochtenen Siege gejubelt
worden. Und in der That hatte der schlaue Machthaber Frankreichs durch kluges
Zurückhalten mehr erreicht, als Italien durch blutige Opfer. Die durch
Osterreich gewissermaßen anerkannte Suprematie Frankreichs „nötigte jetzt den
Kaiser, das Schiedsrichteramt über einen Teil von Europa zu üben.“ Er
schlug Preußen und Italien vor allem den Abschluß eines Waffenstillstandes
mit Osterreich vor. Im Grunde widerstrebte dem König Wilhelm die Ein-
mischung Napoleons; aber in dem Augenblick, wo man die Früchte lang-
jähriger Aussaat ernten wollte, durfte man es mit dem falschen Nachbar
nicht gänzlich verderben. So erwiderte denn der König mittels eigenhändigen
Briefes an Napoleon, daß er mit dessen Vermittelung einverstanden sei, sich