Full text: Fünfzig Jahre aus Preußens und Deutschlands Geschichte.

354 Friedensschluß. 
Die wichtigste Bestimmung des Vertrags lautete: Osterreich entsagt seiner 
staatlichen Verbindung mit Deutschland und gesteht der preußischen Regierung 
das Recht zu, nördlich von der Mainlinie auf den bezeichneten Grundlagen einen 
neuen Deutschen Bund zu errichten. Osterreich hatte Preußen nur dazu ver- 
pflichtet, das Königreich Sachsen unangetastet zu lassen; die Verhandlungen 
mit Bayern und den Mittelstaaten blieben Preußen allein vorbehalten. Der 
Friede von Prag am 23. August besiegelte endgültig die bisherigen Abmachungen. 
Inzwischen hatten auch die süddeutschen Verbündeten Osterreichs, noch während 
letzteres verhandelte, durch Gesandte den König Wilhelm um Frieden angegangen. 
Nachdem auch mit ihnen der Waffenstillstand abgeschlossen war, kam es bald nach- 
her am 13. August mit Württemberg, am 17. mit Baden, am 22. mit Bayern, 
am 3. September mit Hessen, am 21. Oktober mit Sachsen zum Abschluß 
von Friedensverträgen. An Kriegsentschädigung hatten zu zahlen: Osterreich 
40 Millionen Thaler (die Hälfte wurde ihm für die Aufgabe seines „Mitbesitz- 
rechtes“ auf Schleswig-Holstein zu gute gerechnet), Bayern 30 Millionen, Württem- 
berg 8 Millionen, Baden 6 Millionen, Hessen-Darmstadt 3 Millionen Gulden. 
Sachsen erlegte 10 Millionen Thaler und trat dem Norddeutschen Bunde bei. 
Das eigne politische und militärische Interesse Preußens nicht minder 
als die Durchführung der von ihm eingeleiteten deutschen Politik machten es 
unabwendbar, daß einigen Staaten gegenüber von dem Eroberungsrechte Ge- 
brauch gemacht und ihre Gebiete dem preußischen Staate einverleibt wurden. 
So fielen an Preußen das gesamte Gebiet des Königreichs Hannover, Schles- 
wig-Holstein, Kurhessen, von Hessen-Darmstadt 20 Quadratmeilen, darunter 
Hessen-Homburg nebst Meisenheim, ferner Nassau, das Gebiet der Freien Stadt 
Frankfurt a. M., vom Königreich Bayern die Bezirke Gersfeld und Orb und 
die Parzelle Kaulsdorf. Preußen, welches vor dem Kriege ein Gebiet von 
5086 Quadratmeilen mit 19300000 Einwohnern umfaßte, gewann dadurch 
weitere 130 8 Quadratmeilen mit 4285000 Seelen, seine Einwohnerzahl war 
dadurch auf beinahe 24 Millionen gestiegen. 
Der Friedensschluß zwischen Osterreich und Italien ließ nicht lange 
auf sich warten. Er fand am 3. Oktober 1866 statt. 
Schutz- und Trutzbündnisse mit den süddeutschen Staaten. Die süddeutschen 
Staaten, denen vertragsmäßig „ihre internationale unabhängige Existenz“ ge- 
währleistet wurde, erkannten angesichts der Wendung, welche die Dinge in 
Deutschland genommen, und angesichts der erhaltenen Aufklärungen über die 
Ziele der preußischen Politik, daß ihr eignes Interesse es erfordere, der füh- 
renden deutschen Großmacht, was Preußen nunmehr unbestritten geworden 
war, sich anzuschließen. Demzufolge gingen sie mit Preußen Schutz= und 
Trutzbündnisse ein, die aber vorläufig noch geheim gehalten wurden. 
Nie hatte Preußen so Großes in so kurzer Zeit errungen. Das Werk 
des Königs hatte sich glanzvoll bewährt, das tapfere „Volk in Waffen“ seine 
volle Tüchtigkeit erwiesen. Was der König wohlbedacht vorbereitet, hatte sein 
Heer, dank dessen ausgezeichneter Führung, zur Erfüllung gebracht. Nicht 
eine Kanone, nicht eine Fahne war den Preußen verloren gegangen, dagegen 
486 Kanonen sowie 31 Fahnen und Standarten erbeutet worden!
	        
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