Die Verluste. Die ungarische Legion. 355
Die Verluste in dem kurzen, aber blutigen Streite waren auf allen Seiten
schwer, in der österreichischen Armee natürlich am größten; sie verlor allein
1900 Infanterieoffiziere. Bei den Preußen waren etwa 280 Offiziere und
5400 Mann teils gefallen, teils an Wunden gestorben, außerdem 560 Offiziere
und 14600 Mann verwundet; bei den Osterreichern und deren Verbündeten
betrug der Verlust das Vierfache. Gegenüber 400 Gefangenen preußischerseits
gerieten von den Osterreichern im ganzen etwa 51000 Mann in Gefangenschaft.
Die ungarische Kegion. Es wurde bereits erwähnt, daß der Ausbruch
eines Krieges zwischen Preußen und Osterreich bei einem Teil der Bevölkerung
Ungarns den Gedanken aufkommen ließ, die bedrängte Lage Osterreichs zur
Erlangung größerer staatlicher Selbständigkeit für Ungarn auszunutzen. Ge-
wiß war Ungarn in den Jahren der Reaktion nach 1848 von Osterreich nicht
eben glimpflich behandelt worden; aber das Gefühl der Anhänglichkeit an die
habsburgische Dynastie überwog doch bei der Mehrheit den Haß gegen die
österreichische Regierung, und nur eine kleine Partei von Unversöhnlichen ging
soweit, die ofsene Auflehnung und die Bildung einer „ungarischen Legion“ zu
betreiben, welche im geeigneten Augenblick den Aufruhr ins Land tragen sollte.
Preußen hatte als kriegführende Partei natürlich keinen Anlaß, diese Be-
wegung seinerseits zu hintertreiben, aber ebensowenig ließ es derselben die
erwartete thatkräftige Förderung zu teil werden. In keinem Falle hat die
Bildung der ungarischen Legion auf den Gang der kriegerischen Ereignisse
irgend welchen Einfluß gehabt. Nach der Schlacht bei Königgrätz belief sich
das zusammengebrachte Freikorps erst auf etwa 2400 Mann, und als es sich
unter dem General Klapka von Schillersdorf in Osterreichisch-Schlesien aus
in Bewegung setzte, um die ungarische Grenze zu überschreiten, war es am
2. August bereits zum Waffenstillstand zwischen den kriegführenden Mächten
gekommen. In dem durch Klapka zusammenberufenen Kriegsrate ward nun
beschlossen, von einem Einmarsch in Ungarn abzusehen. Trotzdem erfolgte die
Ülberschreitung der Grenze, und die nationale Fahne ward enthüllt. Aber
kaum etliche 50 Mann sammelten sich unter derselben, und enttäuscht mußte
die kleine Schar den Rückzug antreten. So endete das von vornherein aus-
sichtslose Unternehmen, das von der großen Mehrheit des ungarischen Volkes
überhaupt nicht gebilligt worden war. Gleichwohl machte es in Ungarn einen
guten Eindruck und trug wesentlich zum Zustandekommen des endlichen Aus-
gleichs (1867) zwischen beiden Hauptteilen der österreichisch-ungarischen
Monarchie bei, daß nach Beendigung des Krieges eine Amnestie den Teil-
nehmern an der unbedachten Bewegung Straffreiheit gewährte.
Die Bundesgenossenschaft Italiens im Kriege von 1866 hatte für
Preußen allerdings den Vorteil, daß ein Teil der österreichischen Armee gegen
den Feind im Süden verwendet werden mußte und dadurch auf dem Haupt-
kriegsschauplatze in Böhmen das Gleichgewicht der Kräfte einigermaßen her-
gestellt wurde. Die italienischen Truppen selbst haben sich in dem Kriege
zwar tapfer geschlagen, aber Erfolge haben sie nicht errungen. Sowohl zu
Lande bei Custozza (24. Juni) gegen den Erzherzog Albrecht, als auch zu
Wasser in der Seeschlacht bei Lissa (20. Juli) gegen den österreichischen
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