32 Der erste dänische Krieg in den Jahren 1848—1850.
Mie deutsche Artegsbereitschaft. Immerhin sah es damit, als es jetzt zur
ernsten Probe kommen sollte, noch übel genug aus. In Bayern befanden sich
beispielsweise bei einzelnen Kompanien kaum viel mehr als 20 Mann unter
Waffen; die vorhandenen Soldaten reichten gerade aus, die wichtigsten Posten
zu besetzen; von größeren Ubungen war längst nicht mehr die Rede gewesen.
Manche der deutschen Armeekorps waren in dreißig Jahren überhaupt kaum
einmal, das IX. Armeekorps sogar niemals zu gemeinschaftlichem Felddienst
zusammengezogen worden.
Daß ein Feind mit einem Male an den Thoren erscheinen könne, daran
hatte niemand gedacht. Jetzt sollte erst schnell alles nachgeholt werden, und
die herrschende Verwirrung auf dem Gebiete des Militärwesens vermehrte
die Verlegenheiten, welche die politischen Verhältnisse herbeigeführt hatten.
Nur Preußen machte in dieser Beziehung eine Ausnahme. Während die
Mehrzahl der deutschen Bundesregierungen nur geringe Streitkräfte verfügbar
hatten, zeigten sich die solide Tüchtigkeit und der treffliche Geist, welche dem
preußischen Heere innewohnten. In Preußen war in den letzten Jahren
tüchtig an der Entwickelung und Weiterbildung des Heerwesens gearbeitet
worden. Aber wenige der Nachbarn hatten es für zweckdienlich erachtet, das
gute Beispiel nachzuahmen; höchstens daß man hier und da die neuen preußischen
Pickelhauben für nachahmungswürdig gehalten hatte. Meist gefiel man sich
in Redensarten über den preußischen Gamaschendienst, und man spottete wohl
gar, daß dort in den Kasernenhöfen und auf den Exerzierplätzen von früh bis
abends geschultert und gefochten, kommandiert und marschiert würde, als sei
Hannibal ante portas.
Als die Ereignisse in Schleswig-Holstein seit der Einsetzung der provi-
sorischen Regierung in Kiel und der Überrumpelung der Festung Rendsburg
im März 1848 plötzlich eine kriegerische Wendung nahmen, bestimmte man von
Berlin aus zunächst diejenigen Truppen zur Verwendung gegen den äußeren
Feind, welche soeben den Volksaufstand in den Straßen der Hauptstadt be-
kämpft hatten. Schon in den ersten Tagen des April wurden das Kaiser-
Alexander= und das Kaiser-Franz-Garde-Grenadierregiment aus der Umgegend
von Berlin mit der Eisenbahn nach Rendsburg befördert; bald darauf trafen
das Gardeschützenbataillon und andre Truppenteile der Garde und der Linie
sowie Kavallerie und Artillerie in Rendsburg ein, so daß das am 22. April
unter General von Wrangel an der Eider vereinigte preußische Korps
14 Bataillone, 6 Eskadrons und 22 Geschütze zählte, im ganzen 13000 Mann,
eingeteilt in eine Garde= und eine Linienbrigade unter General von Möllen-
dorff und General von Bonin.
Unterdessen hatte sich auch die zur Wahrung der Rechte der Herzogtümer
aufgebotene Division des IX. deutschen Bundeskorps: Hannoveraner, Olden-
burger, Braunschweiger u. s. w., unter Befehl des hannöverschen Generals
Hugh-Halkett gesammelt. Es waren 11 Infanteriebataillone, eine Jäger-
abteilung, 11 Eskadrons und 28 Geschütze, zusammen ungefähr 9000 Mann.
Das schleswig-holsteinische Korps, in welchem die übergetretene
Besatzung von Rendsburg nebst Artillerie und zwei gleichfalls übergetretene