34 Der erste dänische Krieg in den Jahren 1848—1850.
Unaufhaltsam drang der siegreiche Wrangel nach Jütland vor; die Festung
Fridericia, die schon beinahe 200 Jahre zuvor (1656) ein Wrangel mit Sturm
genommen hatte, öffnete am 2. Mai ohne Widerstand ihre Thore; am 18. Mai
stand die ganze Reichsarmee auf jütländischem Boden. Aber nun zeigte sich,
wie sehr es zu bedauern war, daß Deutschland keine Kriegsflotte besaß. Die
Dänen thaten dem norddeutschen Handel, vornehmlich dem zur See, großen
Abbruch, indem sie unftre Häfen blockierten. Wrangel schrieb für Jütland als
Entgelt hierfür eine Kontribution von drei Millionen Thalern aus und erklärte,
Jütland bis zur Zahlung als Pfand behalten zu wollen. Demgegenüber drohte
der dänische Admiral Steen Bille, offene deutsche Städte an der Ostsee bom-
bardieren zu wollen, es sei denn, daß Jütland in kürzester Frist geräumt
würde. General Wrangel ließ sich aber nicht bange machen; er richtete an
den Dänen einen Brief, dessen Schluß wörtlich wie folgt lautete: „Wenn Euer
Hochwohlgeboren aussprechen, daß die dänische Marine für das Bombardement
von Middelfahrt an Häfen der Ostsee Rache nehmen werde, so lassen Sie es
sich gesagt sein, daß für jedes Haus, das die dänische Marine an deutschen
Küsten in Brand schießen sollte, ein Dorf in Jütland brennen wird. Mein
Name bürgt Ihnen dafür, daß es geschehen würde. Wrangel.“
Damals lebte Wrangels Name in aller Leute Mund. Etbenso klug wie
taktvoll wußte er in jenen schwierigen Tagen in die Bewegung einzugreifen,
und wenn er auch das „mir“ und „mich" zuweilen verwechselte, so verstand
er doch, wo es darauf ankam, sehr richtig und deutlich deutsch zu sprechen, wie
aus jener Antwort an den dänischen Admiral zu ersehen ist. Wrangels ent-
schiedenes Auftreten fand in Deutschland ungeteilten Beifall, und man war
allgemein überzeugt, daß Dänemark wohl oder übel bald werde nach-
geben müssen.
Da kam plötzlich vom Kriegsschauplatz eine Nachricht, die ganz unglaub-
lich erschien. Es hieß, Wrangel habe aus Berlin den Befehl erhalten, seine
Truppen aus Jütland zurückzuziehen! — — —
Dem Worte folgte leider die That. Ein Schrei des Schreckens und des
Ingrimms ging durch alle deutsche Gauen; Hohn und Spott erschollen aus
den fremdländischen Zeitungen.
Die Dänen hatten mit Erfolg ihre „guten Freunde“ bearbeitet, und diese
waren inzwischen für sie thätig gewesen. „Lassen wir die Herzogtümer mit
ihrem trefflichen Kriegshafen in den Machtbereich Deutschlands gelangen, so
ist das hauptsächlich unser Schaden!" sagten die Engländer, und Kaiser Nikolaus
von Rußland war schon längst der Meinung, daß eigentlich keine Veränderung
auf der europäischen Landkarte vor sich gehen dürfe, bevor er das erste Wort
gesprochen. Während die Dänen den preußischen Garden nirgends standzu-
halten vermochten und überall in Deutschland die frohe Kunde von dem Siege
der schleswig-holsteinischen Sache mit Jubel gefeiert wurde, hatte die Diplo-
matie Englands und Rußlands sich verbunden, gemeinsam auf die preußische
Regierung einen Druck in dem Sinne auszuüben, daß Preußen seine Sache
von der des Bundes trenne und seine siegreichen Truppen vom Kriegsschau-