Full text: Fünfzig Jahre aus Preußens und Deutschlands Geschichte.

Der Krieg von 1849. 41 
Doch ihm fehlte auch die Gnade des nächsten Königs, Ludwigs II., nicht, und 
so verblieb er in seiner Stellung als Generaladjutant bis zu seinem Tode. 
Der erste Beweis, wie sehr ihn der jugendliche Monarch schätzte, war der Auf- 
trag, dessen Thronbesteigung in außerordentlicher Botschaft dem König Wilhelm 
von Preußen anzuzeigen. 
Es war im Jahre 1864. In Berlin hatte man die Verdienste des Ge- 
nerals um Schleswig-Holstein nicht vergessen, und so durfte von der Tann 
Angenzeuge sein der endlichen Befreiung dieses Landes. Unter ausdrücklicher 
Gutheißung des Königs Wilhelm begab sich Tann direkt von Berlin vor Düppel 
und sah zum zweitenmal die deutschen Sturmkolonnen gegen diese Schanzen 
anrücken, zum zweitenmal deutsche Fahnen von der Brustwehr des eroberten 
Bollwerks flattern. Und diesmal wurden sie nicht wieder von demselben ent- 
fernt und mit dem Danebrog vertauscht. 
Tanns spätere Lebensschicksale werden wir im folgenden Teile des „Vater- 
ländischen Ehrenbuches“ besprechen. Hier nur noch so viel, daß der gefeierte 
Held 1881 zu Meran, wohin er sich zur Erholung begeben hatte, nach kurzem 
Kranksein verschieden ist. 
Nach dieser Abschweifung kehren wir aus dem Siegesjahre 1864 zurück 
in das Unglücksjahr 1848. 
Der durch Schwedens Vermittelung zustandegebrachte Waffenstillstand 
von Malmoe, gültig vom 26. August 1848 bis zum 1. April 1849, machte 
dem Kampfe in den Nordmarken vorerst ein Ende. In Berlin, wohin alle 
Nachbarn, vornehmlich auch das bedrängte Osterreich und der „alte Waffen- 
freund“ Rußland mit mißgünstigen Augen geschaut hatten, glaubte man dem 
Andringen sämtlicher Großmächte nicht länger widerstehen zu sollen. Man 
mußte in die Waffenruhe einwilligen, wollte man es nicht auf einen Kampf 
mit den vereinten Streitkräften der übermächtigen Nachbarn ankommen lassen. 
Infolge der Bestimmungen des Waffenstillstandes blieben die Wirkungen des 
„offenen Briefes“ fortbestehen; die Beschlüsse der provisorischen Regierung 
in Kiel wurden für ungültig erklärt, die schleswigschen Truppen von denen 
Holsteins getrennt und jene in ihre Heimat gewiesen. An Stelle der nationalen 
Selbstregierung trat eine gemeinschaftliche Regierungsbehörde, zu einer Hälfte 
aus von Dänemark, zur andern aus von Preußen erwählten Mitgliedern be- 
stehend. Infolge dieser Vereinbarungen steigerte sich die Unzufriedenheit in 
Deutschland und der Groll in den Herzogtümern von Tag zu Tag, und die 
ganze Schwere der Abneigung fiel leider auf Preußen, von dem man sich ver- 
raten glaubte. 
Der Krieg von 1849. 
Als die Dänen im Frühjahr 1849 zum allgemeinen Staunen den Waffen- 
stillstand kündigten, war ihre Armee bedeutend verstärkt. Der Krieg wurde 
nun von der deutschen Zentralgewalt von Reichswegen geführt, freilich nicht 
mit besserem Erfolg als im vergangenen Jahre. Das unter dem preußischen 
General von Prittwitz ins Feld gestellte Bundesheer, in welchem fast aller 
deutschen Herren Länder, am stärksten Preußen, Sachsen und Bayern, vertreten
	        
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