Full text: Fünfzig Jahre aus Preußens und Deutschlands Geschichte.

42 Der erste dänische Krieg in den Jahren 1848—1850. 
waren, war dem dänischen beinahe um die dreifache Zahl überlegen, doch erfor- 
derte die große Ausdehnung der Küste bis nach Jütland hinauf die Zurück- 
lassung vieler Truppen zur Bewachung des Strandes gegen die Unternehmungen 
der dänischen Flotte, welche alle norddeutschen Küsten in Blockadezustand ver- 
setzt hatte und dem deutschen Handel großen Schaden zufügte. Die kleine 
schleswig -holsteinische Marine und die ebenso ohnmächtige deutsche Seemacht 
konnten gegen die dänische nichts Ernstliches unternehmen; dennoch wurde der 
Krieg vom Jahre 1849 mit einem glänzenden Seesieg eröffnet. 
Der große Keesieg bei Enkernförde. Am frühen Morgen des 5. April 
1849 wehte ein scharfer Ostwind, und die blauen Wellen des Meeres mit ihren 
weißen, schaumgekräuselten Kämmen zogen in endlosen Reihen herein in den 
Hafen von Eckernförde. An der Sandbarre, welche in seichter Böschung vom 
Ufer aus in den tiefen Hafen hinabsteigt, brachen sich die Wogen, aber neue 
Sturmwellen stürzten heran über die zerfließenden und mit lautem Brausen 
auseinander spritzenden Gefährten. Noch war die Sonne nicht ganz herauf- 
gestiegen; sie vergoldete erst die sanften Anhöhen der Landschaft, ehe ihre 
Strahlen auf dem neugierig sich hervorwagenden Grün der Wiesen glänzten 
und das Dunkel der Buchenwaldungen von Eckernförde durchdrangen. Die 
kleine reinliche Stadt im Hintergrunde der gleichnamigen Meeresbucht liegt nur 
2½ Meilen von Rendsburg und Schleswig, 4½ Meilen von Kiel entfernt; 
der schöne Hafen bot den Dänen einen guten Angriffsplatz auf die drei Städte 
und war daher von den Deutschen mit Strandbatterien geschützt worden, damit 
nicht im Rücken des Heeres der Däne hier lande. Auf einer kleinen Landzunge 
lag die Nordbatterie des Hauptmanns Junghanns, bewaffnet mit zwei 84-Pfünder- 
Bombenkanonen und sechs 24-Pfündern. Gerade der Mündung des breiten 
Hafens gegenüber war die Südbatterie erbaut. In dieser ging am Morgen 
des 5. April ein junger Mann der schleswig-holsteinischen Armee, der Feuer- 
werker Preußer, ein geborener Rendsburger, auf und ab und blieb dann 
an einem seiner vier 18-Pfünder stehen und sprach einige Worte mit den 
Kanonieren, lauter jungen Soldaten. „Wenn es den Dänen heute einfiele, 
uns zu besuchen“, sagte Jansen, der Bombardier, der in Eckernförde die Welt 
erblickt hatte, „heute sollte es ihnen nicht leicht werden, die Bucht mit heiler 
Haut zu verlassen. Seht nur, Kameraden, wie flott der Ostwind hereinbläst.“ 
„O, wenn sie's nur thäten“, rief ein dritter und blies die Backen auf— 
„na, Leutchen, die Danebrögler wollten wir schon fassen. Wo sie herein sind, 
müssen sie hinaus.“ 
„Festhalten wollen wir sie“, versicherte Jansen. „Wenn sie sich zu nahe 
heran wagen, so sorgt der Ostwind dafür, daß sie nicht so schnell wieder die 
hohe See gewinnen. Dann wohl gezielt, damit der Däne an unsern eisernen 
Klößen sich doch etwas den verwöhnten Magen verderbe. Wir wollen ihm schon 
den Appetit nach deutscher Kost vertreiben."“ 
„Ja, Jungens“, sagte lachend der Feuerwerker, „der Brei kocht schon; 
sorgt nur dafür, daß er dem Feinde glühend heiß serviert wird.“ 
Die Sonne war ganz aufgegangen, die Kanoniere wandten sich um und 
sahen nach einem kleinen Erdhaufen, von welchem eine leichte, weiße Rauch-
	        
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