Eckernförde. 43
säule sich ein wenig über den Boden erhob, dann aber, vom Winde zerblasen,
in dünnen Streifen und Wölkchen davontanzte. Auch hinter der Nordbatterie
lag es wie ein leichter Nebel, auch dort wurden auf in die Erde gegrabenen
Herden eiserne Kugeln glühend gemacht. „Wie steht's, Erich?“ rief Preußer
einem der Kanoniere zu, der eben Holz in den halb unterirdischen Kugelglühofen
gesteckt hatte.
„Sie sind schon kirschrot“, gab Erich Auskunft.
„Nun paßt auf, ihr Grünschnäbel da“, belehrte der Feuerwerker die Jüngeren
seiner Mannschaft, „auf die Pulverladung wird ein tüchtiger Pfropfen von
feuchtem Heu gesetzt, dann wird das Geschützrohr so gestellt, daß die Mündung
höher steht als das Bodenstück. Die Kugelträger benetzt so, daß ihr euch an
den heißen Kugeln die Hände nicht verbrennt. Ist der glühende Kloß einmal
in der Mündung, so rollt er von selbst auf die Ladung. Habt keine Furcht,
das nasse Heu verhindert die Entzündung des Pulvers durch die feurige Kugel.
Dies wohl gemerkt, könnt ihr das Geschütz ruhig bedienen.“
„Na, wir werden das Unsrige thun, hoffentlich wird's heute mal Ernst",
unterbrach Jansen den Vorgesetzten.
Alles drehte sich dem Sprecher zu, der auf dem Walle stand und mit einem
Fernrohr aufs Meer hinaussah. Mit einem Sprunge stand der Feuerwerker
neben ihm. — „Hurra, Kinder! endlich, endlich!“ jubelte er. „Die ganze
Flotte schaukelt da draußen so unbesorgt, als wenn wir gar nicht dawären!“ —
Alle Kanoniere spähten nun hinaus nach der blaugrünen Flut; dann aber
eilten sie an ihren Posten, denn aus der einen Schießscharte der Nordbatterie
schoß ein feuriger Pfeil wie ein Blitz hervor, eine schneeweiße Wolke folgte und
einige Sekunden darauf rollte der Donner des Schusses über die Bucht herüber.
Bald ertönte Schuß auf Schuß, auch Preußer befahl zu schießen, sobald die
Schiffe näher herangekommen wären. Sechs Fahrzeuge hatte man gezählt, aber
die Bombengeschütze mußten wohl vier derselben abgeschreckt haben, sich heran-
zuwagen; nur das gewaltige Linienschiff „Christian VIII.“ mit 84 Kanonen und
die Fregatte „Gefion“ mit 46 Kanonen drangen in den Hafen ein, um die
zwei kleinen deutschen Batterien zu vernichten. Die Geschütze der schlecht an-
gelegten Nordbatterie waren auch wirklich bald gefechtsunfähig gemacht, und die
Südbatterie hatte nun mit vier Geschützen allein den Kampf gegen die 130
dänischen auszufechten. Lage auf Lage sendeten die mächtigen Kriegsschiffe
gegen die kleine Batterie, und Hunderte von feindlichen Kugeln wühlten in dem
Erdreich derselben.
„Jungens, langsam aber sicher sei unser Wahlspruch!“ schrie der aufmerk-
same Feuerwerker, von dem Donner der dänischen Geschütze nicht entmutigt.
Kaltblütig bedienten die jungen Kanoniere die vier Geschütze. Schuß auf
Schuß drangen die glühenden Kugeln in die Leiber der Schiffe, wie die Har-
pune in den Körper des Walfisches: mit lautem Hurra begrüßten die Ver-
teidiger diese Wirkung. Splitter flogen umher, die Taue hingen zerschossen.
Zweimal fegte allerdings der Hagel der dänischen Geschosse die deutsche Flagge
von der Batterie, aber der wackere Jansen pflanzte sie immer wieder an noch
höheren Stangen auf. Von Eckernförde sprengten Boten nach allen Seiten,