44 Der erste dänische Krieg in den Jahren 1848—1850.
um Hilfe herbeizuholen. Endlich, nachmittags zwei Uhr, langte Herzog Ernst
von Sachsen-Koburg mit einer nassauischen Feldbatterie an, die am Strande
auffuhr. Er ritt an die tapferen Verteidiger der Batterie heran und sagte:
„Nur nicht locker lassen; der Däne scheint die Lust verloren zu haben, mit euch
tapferen Jungens ernstlicher anzubinden.“ Und in der That versuchten die
Dänen, welchen es nicht recht geheuerlich mehr vorkommen mochte, die offene
See zu gewinnen; doch ging das keineswegs so leicht, denn der fast zum Sturme
umschlagende Ostwind tobte gerade jetzt schärfer als je in die Bucht hinein.
„Nur hübsch ausgehalten, ihr Hannemänner“", rief Jansen unter dem
Beifall der wackeren Kameraden; „uUnser Pulver ist noch lange nicht verpufft,
das Schießen geht nun erst los.“
Mit Verdruß bemerkte der Feuerwerker in diesem Augenblick einen Dampfer
vom Meere gegen den Hafen steuern; wenn er die Schiffe ins Schlepptau nahm,
so konnten sie entrinnen. Aber die Leute der Nordbatterie waren ja auch noch
da. Hal Jetzt krachte es dort, und der Hilfebringer konnte die Schranke nicht
überschreiten, welche die deutschen Kugeln über das Meer hin gebieterisch be-
zeichnet hatten. Der Dampfer mußte umkehren, und die stolzen Beherrscher
des Sundes, „Christian VIII.“ und die „Gefion“, zogen plötzlich die weiße
Fahne auf. Ein dänischer Parlamentär landete und drohte, die Stadt Eckern-
förde zu bombardieren, wenn man den dänischen Schiffen freien Abzug weigere.
Da wurde mancher Bürger nachdenklich und manch Angesicht bleicher, aber
Herzog Ernst wollte von einem solchen Abkommen nichts wissen, und der kecke
Feuerwerker auf seiner Batterie schnitt alles weitere Hin= und Herreden ab.
„Höchstens kostet es uns das Leben, aber die Dänen dürfen uns nicht ent-
kommen. Mögen sie thun, was sie wollen, sie müssen sich in ein paar Stunden
doch ergeben."
Ein lautes „Hurra“ bekräftigte die kampffreudige Stimmung der Ver-
teidiger, der Herzog blieb fest, und so begann um vier Uhr der ungleiche Kampf
von neuem. Die erbitterten Dänen beschossen auch wirklich die Stadt, und
einzelne Kugeln flogen in die Dächer der Häuser. Zum Glück richteten sie
wenig Schaden an; ein Teil der Einwohnerschaft hatte Eckernförde bei Beginn
des Bombardements verlassen, und eine 82jährige Frau, welche krank im Bette
lag, war das einzige Opfer an Menschenleben.
Zwei Stunden wütete das gegenseitige Geschützfeuer. Die Strandbatterien
verschwanden zeitweise, in Wolken von Dampf und Staub gehüllt, völlig den
Blicken, ihre Lafetten litten Schaden, aber keck wurden sie alsbald wieder auf-
gerichtet, und das erneute Losbrennen der Geschütze zeigte, daß immer noch
Leben, Mut und Todesverachtung hinter den arg zerschossenen Wällen war.
„Christian VIII.“ saß bald am Strande fest, und die nassauischen Kartätschen
und Shrapnels — am Ziel platzende, mit Flintenkugeln gefüllte Hohlgeschosse —
überschütteten sein Verdeck; die „Gefion“ trieb immer näher dem Ufer, sie hatte
den größeren Teil ihrer Bemannung verloren. Es war keine Rettung mehr für
die Dänen. Der Kommandant, Kapitän Paludan, übergab beide Schiffe als
kriegsgefangen; zwei Offiziere und 650 Matrosen und Seesoldaten landeten
in Booten und erklärten, daß „Christian VIII.“ in Brand geraten sei. Mit