Full text: Fünfzig Jahre aus Preußens und Deutschlands Geschichte.

Erstürmung der Düppeler Schanzen. 45 
Entsetzen vernahmen die wackeren Deutschen die Nachricht, daß die Verwundeten 
rettungslos verloren auf dem Kriegsschiffe lagen. Der edle Preußer, vom 
Herzog zum Offizier ernannt, rief: „Wer sich der Unglücklichen erbarmt, der 
folgt mir nach!“ Großherzig eilte er, von einer braven Schar gefolgt, auf das 
brennende Schiff. Schon schlugen die Flammen aus den Luken; die glühenden 
Kugeln hatten an verschiedenen Stellen gezündet; der Zustand im Innern des 
Schiffes war fürchterlich. Von den 250 Mann, welche sich noch an Bord be- 
fanden, waren die meisten schon erstickt. Es war keine Hilfe mehr möglich. 
Die Zuschauer am Strande standen in atemloser Spannung. Segel und Taue 
brannten und flogen glühend gegen das Land. Der Wind fachte die Flammen 
zu immer feurigeren Gluten an. Plötzlich erschallt abends acht Uhr ein furcht- 
barer Knall; das Feuer war bis zur Pulverkammer vorgedrungen. 
Eine mächtige Feuersäule steigt zum Himmel auf; krachend fliegen Maste, 
Segel, Gebälk, Menschen und Geschütze in die Luft und stürzen herab ins 
Meer. Als der Wind den Rauch verjagt hatte, war von dem prächtigen Linien= 
schiffe nichts mehr übrig als der Rumpf. Feierliche Stille herrschte rings 
umher — dann mischte sich in den Jubel des schönen Sieges der Schmerz um 
die Armen, die einen so schrecklichen Tod gefunden; unter ihnen befand sich der 
edle Preußer, der nicht vom Verdeck gewichen war, den Verwundeten bis zum 
letzten Augenblick seine Sorgfalt widmend. Auch Jansen, der lustige Bom- 
bardier, hatte das Leben hingegeben und bei seinen edlen Versuchen zur Ret- 
tung von Menschenleben selbst den Tod gefunden. 
Die Fregatte „Gefion“ war verhältnismäßig wenig beschädigt; sie konnte 
wieder seetüchtig gemacht werden und bildete später noch längere Zeit einen 
Bestandteil der norddeutschen Bundesmarine. 
Erstürmung der Vüppeler Schanzen. Auch zu Lande ging es rasch vor- 
wärts, nachdem die deutschen Truppen sich zu festen Massen gesammelt hatten. 
Während des Winters von 1848 auf 1849 war die schleswig-holsteinische Armee 
durch den preußischen General von Bonin reorganisiert und bedeutend ver- 
stärkt worden. Bereits Anfang April rückte, wie schon erwähnt, eine deutsche 
Bundesarmee, etwa 45.000 Mann stark, unter General von Prittwitz wieder 
in Schleswig ein, und schon nach wenigen Tagen sahen sich die Dänen genötigt, 
in die Schanzen von Düppel sich zurückzuziehen. Hier wurden sie von den 
Bayern, Sachsen, Altenburgern und Kurhessen aufgesucht, und der 13. April, 
an welchem die zum Schutze des Brückenüberganges nach Alsen nach allen 
Regeln der Feldbefestigungskunst angelegten Schanzen genommen wurden, war 
ein nicht weniger glorreicher Tag als der von Eckernförde. 
Ein hübsches kleines Bild aus dem buntbewegten Kriegs= und Lagerleben 
jener Tage, wie es noch heute wohl mancher der einstigen Mitkämpfer in 
freundlicher Erinnerung hält, mag hier seinen Platz finden. 
Im Biwab der Bayern. 
In der Nähe von Nübel saßen noch spät in der Nacht des 12. April 1849 
in einer kleinen Windmühle einige Offiziere beisammen, Sachsen und Bayern 
bunt durcheinander. Durch die auch die Mühle umgebenden Heckenumzäunungen,
	        
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