Taunus und Westerwald. 111
Dornburg südöstlich von Westerburg erwähnt sein möge,
etwas Abwechslung in das Landschaftsbild; aber erst durch die
tiefen Einschnitte der Täler entstehen steile und hohe Hänge
und Unterbrechungen in den langgestreckten Bergrücken, die
gleichmäßig fortlaufende Höhenlinien bilden. Wenn daher
die eruptiven Ausbrüche und Flußtäler fehlen würden, würden
Taunus und Westerwald eine sehr einförmige Hochebene von
400—600 m Erhebung sein, die gewiß nicht mit Recht den
Namen Schiefergebirge tragen dürfte.
Aber auch so sind, von den steilen Wänden der Täler ab-
gesehen, die Höhen ausgeglichen, die Abhänge sanft, selbst der
Rücken des am meisten Gebirgscharakter tragenden vorderen
Taunus breit, besonders am Westende, und nur selten mit
Klippenbildungen, wie am Brunhildenfelsen auf dem Großen
Feldberg, geziert: alles eine Folge der lange wirkenden ab-
tragenden Kräfte.
Etwas mehr in seiner Oberfläche gegliedert ist nur das
durch den langen und tiefen Einschnitt der Dill vom Hauptteil
geschiedene Gebiet zwischen Dill und Lahn, das sog. „Hessische
Hinterland“. In seinem Landschaftsbild spiegelt sich seine
abwechslungsreichere geologische Zusammensetzung; seine
Berge steigen bis höchstens 400 m, nur im Norden in der Sack-
pfeife bei Biedenkopf bis 654 m. Auch im Kellerwald, der
halbinselförmig gegen die Hessische Senke vorspringt und von
tiefen, schluchtartigen, romantischen Tälern durchzogen wird,
finden sich nochmals beträchtliche Höhen, wie der 673 m hohe
Wüstegarten, ein wilder Felswall aus ungeheuren hellen
Quarzitblöcken, und das Hohe Lohr bei Kloster Haina, 655 m
über dem Meere, 485 m über Fritzlar sich erhebend.
Wo der Rhein in das Rheinische Schiefergebirge eintritt,
zwischen Kempten (etwas oberhalb von Bingen) und Geisen-
heim, ändert sich sofort die ganze Szenerie des Flusses. Vor-
her seeartig breit, bleibt er nun schmal, bis er etwas oberhalb