1851 Graf Alvensleben. 77
In nicht geringerer Aufregung als die Kleinstaaten über
Osterreichs Antrag war Fürst Schwarzenberg über den
preußischen Gesandten. Ein so bestimmter Widerspruch gleich
beim ersten Schritte nach all den schönen in Berlin ge—
wechselten Worten war ihm uubegreiflich. Alvensleben's
Haltung, schrieb er an Baron Prokesch, den Gesandten in
Berlin, ist mir ein doppeltes Räthsel. Prokesch wandte sich
an den vertrauten Generaladjutanten des Königs, Herrn von
Gerlach, und bat ihn dringend, bei Sr. Majestät dahin zu
wirken, daß Manteuffel wieder nach Dresden gehe, mit un—
bedingter Vollmacht und kategorischem Befehle zum Abschluß.
Die Gothaer, sagte er, schieben sich dort in die vermeintliche
Spaltung zwischen Osterreich und Preußen; die Desorgani-
sation in der Conferenz gewinnt Raum. An Manteuffel
selbst wandte sich Schwarzenberg mit einem Privatbrief: er
sprach darin die oft geäußerte Ansicht aus, daß man in
Deutschland einer stets mobilen Armee des Innern von etwa
100 000 Mann bedürfe, um jede Widerspenstigkeit der Land-
stände, der Presse, der Volksmassen, niederzuschlagen; wer
dazu keine Truppenhülfe leisten könne, gehöre nicht in die
Executive, in diesem Falle aber befänden sich die Kleinstaaten
sämmtlich. Es machte auf Manteuffel geringen Eindruck: er
fand, daß auch die Mittelstaaten, und selbst Bayern nicht in
der Lage seien, eine Division stets mobil zu halten, daß also
nach Schwarzenberg's eigenem Grundsatze nur den beiden
Großmächten ein Platz in der Executive zukomme. Indessen
erschien es doch gar zu scandalös, in den vielgepriesenen Con-
ferenzen gleich am ersten Tage zum offenen Bruche zu ge-
langen; es war nur allzu deutlich, daß dann nichts übrig
bleiben werde, als die Rückkehr zum alten Bundestage, und