Full text: Preussisches Hebammen-Lehrbuch.

— 155 — 
legentlich auch bei Schwangern in der zweiten Hälfte der 
Schwangerschaft oder auch bei frisch Entbundenen vor. 
Erstgebärende mit stark ausgedehntem Leib, Zwillings- 
schwangere, besonders aber solche, welche an wassersüchtigen 
Anschwellungen von Händen und Füßen gelitten haben, sind 
der Krankheit unterworfen. 
Den Krämpfen gehen bisweilen Vorboten vorauf. Die 
Kranke klagt, daß ihr benommen im Kopf, daß ihr schwarz 
vor den Augen wird oder daß es in den Ohren klingt. 
Dann kommen plötzlich Zuckungen, zunächst im Gesicht, und 
verbreiten sich pon dort rasch weiter auf Rumpf und Glied- 
maßen. Auf der Höhe des Anfalls wird der ganze Körper 
unter gewaltigen Zuckungen der Muskeln hin und herge- 
schleudert. Das Gesicht wird tief blaurot, die Zunge klemmt 
sich zwischen die Zähne, aus dem Mund tritt blutiger 
Schaum, Puls ist kaum zu fühlen, Atmung während der 
Zuckungen nicht nachweisbar. 
Nach einer kleinen Weile beruhigen sich die Zuckungen, 
das Gesicht bekommt eine bessere Farbe, man nimmt einige 
tiefe Atemzüge wahr und nun beginnt eine Zeit tiefen Schlafs 
mit schnarchender Atmung. 
Während der Zuckungen und des Schlafs ist die Kranke 
vollständig bewußtlos. Man kann sie anrufen, rütteln, stechen, 
kneifen, sie empfindet garnichts davon, erst wenn der Be- 
täubungsschlaf eine Weile gedauert hat, beginnt etwas Be- 
wußtsein zu dämmern. 
Oft bleibt es freilich nicht bei einem Anfall, sondern 
an den Schlaf schließt sich ein neuer Anfall an, und so ver- 
fällt die Kranke wechselnd aus Zuckungen in Schlaf und 
umgekehrt. Bis gegen 50 und darüber kann sich die Zahl 
der Anfälle steigern.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.