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Außerdem kommen sie auch gelegentlich bei sonst kräftigen
und gesunden Frauen vor.
Für die Kreißende bringen sie in den beiden ersten
Geburtszeiten den Uebelstand mit sich, daß die Geburt sich
länger verzögert und die Kräfte der Kreißenden mehr in
Anspruch genommen werden. In der Regel ist dieser Nach-
teil aber nicht groß, sondern wird durch die nach Beendi-
gung der Geburt folgenden Ruhestunden bald wieder aus-
geglichen. Belangreicher ist es, wenn in der dritten Ge-
burtszeit schwache Wehen vorhanden sind. Dann sind Nach-
geburtsblutungen zu befürchten, von denen später die Rede
sein wird.
Für das Kind haben die schwachen Wehen, so lange
das Wasser noch steht, keinerlei Nachteil. Anders ist es
nach dem Blasensprung. Eine sehr lange Dauer der Aus-
treibungszeit kann das Kind immer gefährden. Je nach
den Kindeslagen ist dann der Nachteil verschieden groß.
Bei den Schädellagen schaden die schwachen Wehen am
wenigsten, weil der vorliegende Kopf das Fruchtwasser am
besten zurückhält, bei den vollkommenen Fußlagen bringen
die schwachen Wehen den größten Nachteil.
S. 267.
Bei Wehenschwäche in der ersten Geburtszeit beschränke
die Hebamme sich darauf, die Kreißende in freundlicher
Weise zur Geduld zu ermahnen und für ihre Bequemlich-
keit Sorge zu tragen. Sie schaffe ihr ein bequemes Lager,
lasse sie auf demselben öfters ihre Lage wechseln, sorge für
Ausleerung von Blase und Mastdarm, bedecke den Leib
mit warmen Tüchern, gebe kräftige Getränke und ordne,
wenn sich das irgend beschaffen läßt, ein warmes Vollbad an.