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Mit diesen Anordnungen gewinnt man in der Regel
Zeit, um nun das Eintreten kräftigerer Wehen abwarten
zu können. Alle eingreifenden Verfahrungsweisen dagegen,
Reiben der Gebärmutter, Auffordern zum Mitpressen oder
gar Sprengen der Blase sind unbedingt zu unterlassen.
Niemals unterfange sich auch die Hebamme, einer Kreißenden
Wehenpulver zu verabreichen.
Ist die Blase gesprungen, so bedenke die Hebamme,
daß dann durch die schwachen Wehen das Kind gefährdet
werden kann. Sie beachte daher sorgfältig den Herzschlag
des Kindes, und sobald derselbe schwächer wird oder Kindes-
pech abgeht, benachrichtige sie den Arzt.
Wie in der Nachgeburtszeit bei schwachen Wehen zu
verfahren ist, wird weiter unten gelehrt werden.
8. 268.
Zu starke Wehen sieht man viel seltener. Dieselben
zeigen sich entweder so, daß die Wehen zu rasch auf ein-
ander folgen oder daß jede einzelne Zusammenziehung zu
lange anhält. Dabei sind die Wehen mit starkem Drang-
gefühl verbunden.
Für die Geburtswege bringen die zu starken Wehen
den Nachteil, daß dieselben sich zu schnell eröffnen müssen.
Es können daher Einrisse in Muttermund, Scheide und
Damm die Folge sein von solch’ einer übereilten Geburt.
Auch sieht man öfters, daß die Gebärmutter, wenn sie ihren
Inhalt zu rasch entleert hat, sich nachher um so weniger
gut zusammenzieht.
Wird die Kreißende in ungeeigneter Stellung durch
die starken Wehen von der Geburt überrascht, so kann eine
sogenannte Sturzgeburt, mit Aufschlagen des Kindes auf