Full text: Preussisches Hebammen-Lehrbuch.

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S. 274. 
Für die Kreißende bringen solche Geburten bei platt 
verengtem Becken viele Gefahren, und wenn die Verengerung 
im geraden Durchmesser 4 Centimeter und darüber beträgt, 
so wird die Geburt eines reifen Kindes selbst ganz unmöglich. 
Ist die Verengerung geringer, so kann unter günstigen 
Umständen ein lebendes Kind auf natürlichem Wege geboren 
werden, aber eine stärkere Quetschung der weichen Geburts- 
wege ist doch dabei unvermeidlich. Namentlich die an Scham- 
suge und Vorberg liegenden Weichteile erfahren oft einen. 
stärkeren Druck. Vorn kann die Harnblase so gegquetscht 
werden, daß später eine Blasenscheidenfistel entsteht, hinten 
kann das Scheidengewölbe oder die hintere Wand des Mutter- 
halses gegen den Vorberg in gefährlicher Weise gedrückt 
werden. Auch ist in Fällen von stärkerer Verengerung, wenn 
die kräftigen Wehen das Kind nicht in das Becken hinein 
zu treiben vermögen, eine Zerreißung der Gebärmutter zu 
befürchten. 
Das Kind kommt bei dem engen Becken mindestens 
durch die Verzögerung der Austreibungsperiode in Gefahr. 
Es leidet dann der Blutlauf in der wasserleeren Gebärmutter. 
Außerdem werden ihm die häufig vorkommenden fehlerhaften 
Lagen, bisweilen auch die Verletzungen, welche der Kopf am 
Vorberg davongetragen, nachteilig. 
§. 275. 
Eine Schwangere mit engem Becken soll die Hebamme 
mehrere Monate vor der Geburt an einen Arzt verweisen. 
Vielleicht ist es diesem möglich, durch künstliche Einleitung 
der Frühgeburt die Gefahren einer rechtzeitigen Niederkunft 
abzuwenden.
	        
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