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den After durchgeht. Solche Frauen sind in einem traurigen
Zustand, indem bei dem Klaffen des Schließmuskels der Kot
von ihnen nicht zurückgehalten werden kann. Operative Hülfe
ist unbedingt erforderlich.
Bei sehr breitem Damm hat man in seltenen Fällen
das Vorkommnis beobachtet, daß das Kind durch den Damm
hindurch geboren wurde, während Schamlippenbändchen und
Schließmuskel des Afters unversehrt blieben. Von der hintern
Scheidenwand führt dann durch die Oeffnung des Dammes
ein weiter Kanal. In der Regel ist aber die Heilung
solcher Wunde nicht schwierig.
§. 284.
Im Scheideneingang sitzen oft größere Aderknoten,
welche bei der Geburt zerreißen können. Diese Zerreißung
geschieht in dem Augenblick, wenn der Kopf den Scheiden-
eingang auseinander dehnt, und die daraus folgende Blutung
wird erst bemerkt, wenn das Kind vollends geboren ist.
Hatte die Hebamme vorher genau untersucht, so wird sie
bei solcher Blutung schon vermuten können, wo sie die
blutende Stelle zu suchen hat. Oft findet sie dieselbe nicht
hinten im Scheideneingang, sondern vorne am Kitzler und
in der Nähe der Harnröhrenmündung. Die Gebärmutter
fühlt sich dabei fest an, das Blut rieselt unten im Strom
aus der Scheide hervor und nicht selten gelingt es der Heb-
amme auch, die blutende Stelle deutlich zu Gesicht zu be-
kommen.
Sie muß dann suchen, bis der Arzt zur Stelle ist,
die Blutung durch Druck zu stillen. Sie drückt einen Watte-
bausch dagegen, stopft noch andere des bessern Halts wegen
nach und legt der Entbundenen mittelst 2 Tüchern eine so-
Preußisches Hebammen-Lehrbuch. 14