Absichten für die Vermählung Friedrichs II. 97
bach, der eine untergeordnete Rolle spielte, sich aber als den Dritten
in diesem Bunde betrachtete, gab auch seinerseits an, was dem König
zur Unterstützung seiner Berichte mündlich beigebracht werden müsse.
Ihr System war, dem König vorzustellen, daß England nur damit
umgehe, Preußen wie eine Provinz zu behandeln, und eine solche
Partei um ihn her zu bilden, daß er die Hände nicht regen könne.
Vorstellungen, für welche Friedrich Wilhelm ohnehin im höchsten
Grade empfänglich war.
Er wollte auch deshalb eine englische Schwiegertochter lieber ver-
meiden, weil er sonst in seinem Hause nicht mehr Herr zu bleiben
fürchtete; vielleicht werde sie mehr bedeuten wollen, als er selber;
man werde ihn umbringen durch Verdruß, mit kleinem Feuer.
Vergleichen wir diese von beiden Seiten um den König geschäftige
Intrigue; so ist der Unterschied, daß die eine, die in seiner eigenen
Familie, was die Absicht anbelangt, sich entschuldigen ließ, denn ihr
erstes und letztes Ziel war das Zustandebringen der Heirath; der
König vermuthete wenigstens eine Neigung dazu, und fuhr mit Ge-
waltsamkeiten dazwischen, welche Haus und Stadt erschreckten und in
ganz Europa wiederhallten: dagegen war die andere bei weitem ernst-
licher; sie hatte den bestimmten Zweck, Preußen bei dem einmal er-
griffenen politischen System in jeder Beziehung zu fesseln, und von
England ferne zu halten. Von dieser hatte der König keine Ahnung:
was ihm Reichenbach schrieb, oder Grumbkow hinterbrachte, nahm er
ohne allen Verdacht hin.
Nicht eben günstig standen dergestalt die Sachen in Berlin, als
man in England jenen Entschluß faßte, zu einer förmlichen und of-
ficiellen Unterhandlung zu schreiten. Der englische Hof wußte es
wohl, aber er dachte zugleich die ganze Cabale, die den König um-
Lab, zu sprengen.
Um die Absicht zu würdigen, muß man sich die damalige Lage
der großen Angelegenheiten vergegenwärtigen. Im Frühjahr 1730
machte England die ernstlichsten Veranstaltungen zur Ausführung des
Vertrages von Sevilla. Die Spanier wurden aufgefordert, ihre
Truppen, wie der Tractat ihnen zugestand, nach Italien hinüber-
zuführen und die festen Plätze, von denen die Rede war, zu besetzen.
Der König von England versprach die ihm durch den Vertrag auf-
erlegten Verpflichtungen pünktlich zu erfüllen und das Unternehmen
zu unterstützen. Um nun aber den Widerstand des Kaisers hiegegen
zu lähmen, hielt man für das geeignetste Mittel, ihn in seinen Erb-
landen zu bedrohen; ihn in den Niederlanden anzugreifen, erachtete man
v. Nanke's Werte XXVII. XXVII.