Absichten fsür die Vermählung Friedrichs II. 99
So einfach und den Wünschen des Königs entsprechend waren
jedoch die Absichten des englischen Hofes und Ministeriums keines-
wegs. Hotham hatte Befehl, über die erste Heirath nicht abzuschließen,
wofern nicht König Friedrich Wilhelm auch in die zweite willige. Er
eröffnete zunächst: sein Auftrag gehe dahin, die Antwort des Königs
von Preußen durch einen Staatsboten nach England zu senden.
Hierauf ward ihm eine officielle Antwort zu Gunsten der einfachen
Heirath gegeben, in welcher nur der Vermählung der Prinzessin Er-
wähnung geschah, und diese schickte er ab. 4
Er fügte ihr jedoch noch einiges andere Weiterreichende hinzu.
Was die Politik anbetrifft, so hatte sie der König selber berührt, und
zu vernehmen gegeben, man müsse ihm darüber von England aus
Vorschläge machen. Ueber den Kronprinzen meldete Hotham ein Ge-
rücht, das ihm zu Ohren gekommen war: der König solle einem seiner
Geheimschreiber gesagt haben, er sei des Haders mit seinem Sohne
müde und würde in die Vermählung einwilligen, wenn Georg II
denselben zum Statthalter von Hannover ernennen wollte !). Daß er
dieses damals gesagt habe, steht mit seinen eigenen Beischriften in
Widerspruch; in früheren Zeiten war es allerdings geschehen.
Mit dieser Concession nun glaubte man in England jede fernere
Widerrede zu heben.
Hotham legte so großen Werth auf den Vorschlag, daß die eng-
lischen Minister ihrem Könige riethen, darauf einzugehen. Sie erreichten,
daß Georg ll endlich darauf einging, jedoch unter der Form, daß
seine Tochter Amalie, mit welcher er den Kronprinzen von Preußen
zu vermählen gedachte, zur Regentin von Hannover erklärt werden
sollte?), so daß der frühere Wunsch des Königs von Preußen erfüllt
worden wäre.
Mit diesem Anerbieten versehen, ließ nun Hotham den König
um eine neue Audienz ersuchen. Sie fand am 4. Mai statt und ist
zunächst dadurch merkwürdig, daß Hotham im Laufe der Rede einen
Angriff auf die Faction zu machen wagte, von der man an den
beiden Höfen meinte, daß sie Friedrich Wilhelm I beherrsche. Er be-
ihren Consens fragen, und was wegen der Heirath, und ihren Transport nach
England und auf was Art, sollen sie (die Minister) mit ihm alles abreden.“
Er bestimmte die Mitgift der Prinzessin auf 40,000 Thaler: so viel habe auch
seine Gemahlin mitbekommen.
1) Nach Hothams Bericht, den wir aus Raumers Auszug kennen.
2) Coxe memoirs of Sir Robert Walpole II, p. 692.
7*