Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Absichten fsür die Vermählung Friedrichs II. 99 
So einfach und den Wünschen des Königs entsprechend waren 
jedoch die Absichten des englischen Hofes und Ministeriums keines- 
wegs. Hotham hatte Befehl, über die erste Heirath nicht abzuschließen, 
wofern nicht König Friedrich Wilhelm auch in die zweite willige. Er 
eröffnete zunächst: sein Auftrag gehe dahin, die Antwort des Königs 
von Preußen durch einen Staatsboten nach England zu senden. 
Hierauf ward ihm eine officielle Antwort zu Gunsten der einfachen 
Heirath gegeben, in welcher nur der Vermählung der Prinzessin Er- 
wähnung geschah, und diese schickte er ab. 4 
Er fügte ihr jedoch noch einiges andere Weiterreichende hinzu. 
Was die Politik anbetrifft, so hatte sie der König selber berührt, und 
zu vernehmen gegeben, man müsse ihm darüber von England aus 
Vorschläge machen. Ueber den Kronprinzen meldete Hotham ein Ge- 
rücht, das ihm zu Ohren gekommen war: der König solle einem seiner 
Geheimschreiber gesagt haben, er sei des Haders mit seinem Sohne 
müde und würde in die Vermählung einwilligen, wenn Georg II 
denselben zum Statthalter von Hannover ernennen wollte !). Daß er 
dieses damals gesagt habe, steht mit seinen eigenen Beischriften in 
Widerspruch; in früheren Zeiten war es allerdings geschehen. 
Mit dieser Concession nun glaubte man in England jede fernere 
Widerrede zu heben. 
Hotham legte so großen Werth auf den Vorschlag, daß die eng- 
lischen Minister ihrem Könige riethen, darauf einzugehen. Sie erreichten, 
daß Georg ll endlich darauf einging, jedoch unter der Form, daß 
seine Tochter Amalie, mit welcher er den Kronprinzen von Preußen 
zu vermählen gedachte, zur Regentin von Hannover erklärt werden 
sollte?), so daß der frühere Wunsch des Königs von Preußen erfüllt 
worden wäre. 
Mit diesem Anerbieten versehen, ließ nun Hotham den König 
um eine neue Audienz ersuchen. Sie fand am 4. Mai statt und ist 
zunächst dadurch merkwürdig, daß Hotham im Laufe der Rede einen 
Angriff auf die Faction zu machen wagte, von der man an den 
beiden Höfen meinte, daß sie Friedrich Wilhelm I beherrsche. Er be- 
ihren Consens fragen, und was wegen der Heirath, und ihren Transport nach 
England und auf was Art, sollen sie (die Minister) mit ihm alles abreden.“ 
Er bestimmte die Mitgift der Prinzessin auf 40,000 Thaler: so viel habe auch 
seine Gemahlin mitbekommen. 
1) Nach Hothams Bericht, den wir aus Raumers Auszug kennen. 
2) Coxe memoirs of Sir Robert Walpole II, p. 692. 
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