Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

102 Fünftes Buch. Viertes Capitel. 
militärischen Feste, einem Lustlager begab, das der König von Polen 
bei Mühlberg veranstaltet hatte. Hier im Lager vernahm man, daß 
dem englischen Hofe die vorgelegte Erwiederung zu weitaussehend 
scheine; er wolle sich auf Bedingungen nicht einlassen, die den Ver- 
mählungen so ganz ferne lägen. Der König antwortete, dann sei 
in der Sache nichts weiter zu thun: doch müsse man nicht sagen, daß 
er die Ehre einer solchen Verbindung abgelehnt habe; es heiße nicht 
sie ablehnen, wenn man sie noch zu frühzeitig finde. 
Auch sah man das in England trotz aller Ausstellungen in 
diesem Lichle an; man rechnete fortwährend auf die Vollziehung der 
Vermählungen. Unter andern haben wir einen Brief der Königin 
von England an die Königin von Preußen vom 16. Juni, der ganz 
von dem Gefühl der neu bevorstehenden Verwandtschaft erfüllt ist), 
ohne Spur von Gereiztheit, voll zärtlicher Erinnerung an ihre Jugend- 
jahre. 
Was dazu beitrug, war ohne Zweifel auch die Haltung des 
Kronprinzen. So geheim es bleiben mußte, so hatte Hotham doch 
Mittel gefunden, mit ihm in Verbindung zu treten: ein flüchtiges 
Wort, etwa bei einer Jagdpartie, genügte schon, sic zu unterhalten. 
Friedrich hatte sich aber auch ganz ausdrücklich erklärt. Er batte 
seinen Oheim auf das dringendste ersuchen lassen, die Vorschläge seines 
Vaters nicht zu verwerfen, wie sie auch immer beschaffen sein möch- 
ten: ja vielleicht gar keine Zusicherungen desselben zu fordern: nur 
fürs erste die Ehe seiner Schwester abzuschließen, damit diese nicht 
hanz unglücklich werde; es sei genug, daß er das Versprechen er- 
neuere, das er schon gegeben habe, keine andere Gemahlin zu nehmen, 
als die Prinzessin Amalie von England. Er werde wissen sein Wort 
zu halten: man möge ihm nur Vertrauen schenken 2). 
In England ging man nun zwar hierauf nicht so vollständig 
ein, wie der Prinz gewünscht hätte, aber man hütete sich doch, die 
Unterhandlungen abzubrechen. Sir Charles Hotham erklärte endlich, 
Dinge dieser Art könne man besser mündlich verhandeln, als schrift- 
1) J'ai mis, heißt es unter anderm, mes intérèts en vos mains ma 
chere soeur, comme celle qui counait mon cocur pour son roi ct toute 
sa samille roialle: je me souriens de nos jeunces ans quoiquc fort anciens 
du roi de Prusse; nous nous sommes toujours aimés comme frere et 
socur ct je vous prie ma cheèere Tetre mon garant que cela sera tou- 
jours de mon Cé, et le bon cocur du roi de Prussc m’'est garant de 
son Cöté. 
2) Das Schreiben bei Raumer 513.
	        
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