Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Absichten für die Vermählung Friedrichs II. 103 
lich: er bitte sich noch einige Erläuterungen aus, und wolle sie selber 
nach England überbringen. Der König gab ihm diese Erläuterungen, 
die hauptsächlich zwei Punkte betreffen. Er versprach bei seinem könig- 
lichen Wort, wenn er beschließen sollte, den Kronprinzen zu ver- 
mählen, dann eine englische Prinzessin jeder andern vorzuziehen und 
zwar die, welche ihrem Alter nach am besten passen würde: ferner 
aber diese Vermählung spätestens binnen zehn Jahren eintreten zu 
lassen 1). Hotham sprach die Hoffnung aus, daß er nach einiger Zeit 
mit solchen Instructionen zurückkommen würde, kraft deren er zu 
einem Abschluß in dieser Angelegenheit schreiten könne. 
Wenn man über die Haltung des Königs Friedrich Wilhelm in 
dieser Sache urtheilen will, so wird die Heftigkeit seiner Aeußerungen, 
die dann und wann hervorbrach, manche Mißbilligung erfahren: aber 
in der Hauptsache kann man ihm so Unrecht nicht geben. Seine Ein- 
wendungen, mochten sie persönlicher oder häuslicher, oder auch poli- 
tischer Natur sein, hatten guten Grund, und man darf sie nicht etwa 
blos von dem Einfluß eines Grumbkow oder Seckendorf herleiten. 
Grumbkow, der keine amtliche Stellung in den auswärtigen Sachen 
hatte, wurde keineswegs allezeit zu Rathe gezogen, und aus seinen 
Aufzeichnungen ergiebt sich, daß er zuweilen schlecht unterrichtet war. 
Einc wirkliche und nicht zu beseitigende Schwierigkeit, von der freilich 
die Wenigsten eine Ahnung hatten, lag für den König in jenem ge- 
heimen Bunde mit Oesterreich, in dem er die vornehmste Sicherbeit 
für die künftige Machterweiterung des Hauses sah. Sollte er sich in 
ein Verhältniß begeben, das demselben offen oder versteckt entgegen- 
liefe? Er wünschte vielmehr den Frieden zwischen Oesterreich und 
England hergestellt zu sehen, um dann das letztere in jener Garantie 
von Berg heranzuziehen. Auch aus diesem Grunde verlangte er Auf- 
schub; der weitaussehendste mußte ihm der liebste sein. Bei seiner 
Art zu denken ist es schon viel, und in Wahrheit Alles, was sich 
erwarten ließ, daß er das Versprechen, seinen Sohn mit einer eng- 
lischen Prinzessin zu vermählen, wirklich gab. Dabei hätte man es 
lassen, jede Beschleunigung oder Aenderung des Systems von den 
Wechselfällen der Zukunft erwarten sollen . 
1) Le roi donne sa parole royale du’il préférera tonjours le mariage 
du prince royale son fils avec unc princesse d'Angleterre à tout autre. 
(Declaration vom 9. Juli.) 
2) Schulenburg versichert, quc le roi meme avoit uvoned, que depuis, 
e#ils avoient acceptée le simple mariage, le double s’en serait surement. 
suivi. Wien 4. Oct. 1731 an Grumbkow (bei Förster III, 70).
	        
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