Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Friedrich Wilhelm I. 5 
gisch-preußische Staat zu einem Umfange gediehen, wie ihn seine ur- 
sprünglichen Tendenzen erforderten. Er hatte die Würde eines König- 
reiches und erhob alle die Ansprüche, die eine Gleichstellung mit den 
anderen Potenzen der Welt in sich tragen. Aber es mangelte ihm 
noch an einer befestigten innern Consolidation; und selbst die äußere 
Stellung war in dem Augenblick, daß sie ihren Umkreis zunächst 
vollendete, doch weit entfernt davon anerkannt zu sein. 
Friedrich Wilhelm I1 hatte die Aufgabe und war sich ihrer be- 
wußt, das eine und das andere durchzuführen: die äußere Stellung 
zu sichern, die inneren eingeborenen Kräfte zusammenzunehmen und 
zu einem sich selbst fühlenden Ganzen zu gestalten. Das eine hängt 
mit dem andern beinahe ununterscheidbar zusammen. 
Wir deuteten schon an und werden es ausführlich zu erörtern 
haben, wie Friedrich Wilhelm 1 von Anfang seiner Regierung die 
Bedingungen der innern Macht energisch zu realisiren bemüht war, 
immer unter dem Gesichtspunkte, daß alle äußere Geltung darauf 
beruhe. Was Preußen unter den europäischen Mächten sein sollte, 
hing davon ab, was es in sich selber war und wurde. Aber die 
allgemeinen politischen Verhältnisse sind doch allezeit in ihrer eigenen 
Bewegung begriffen, welche auf die besondere Entwickelung jedes ein- 
zelnen Staates maßgebend einwirkt. Was Preußen bisher erreicht 
hatte, war in steten Conflicten mit den weltbeherrschenden Mächten 
und ihrer Politik gelungen. Anders konnte es auch fortan nicht sein.
	        
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