122 Fünftes Buch. Fünstes Capitel.
entschlossen war: er befand sich ungefähr auf einer Stufe des Staats-
lebens, wie Cardinal Richelien hundert Jahre früher, der die Be-
ziehung, in welche sich Spanien zu der böchsten Gewalt in Frankreich
setzen wollte, in der Mutter und dem Bruder seines Königs mit ge-
waltsamem Eifer bekämpfte. Uebrigens sehen wir hier nur einen
Vater, der seinen Sohn und Nachfolger nach seinem Sinn haben
will; und einen Sohn, in dem sich ein angeborener Bildungstrieb
dagegen sträubt, der einer abweichenden Lebensansicht ohne Bedenken
folgt, dabei auf Abwege geräth, die ihn weiter und weiter hätten
führen können, jetzt aber unter gewaltigen Erschütterungen genöthigt
wird, davon zurückzukommen.
Indem der Prinz am meisten fürchtete, noch zum Tode verur-
theilt zu werden, ließ ihm der König ankündigen, da er durch den
Prediger von seiner Reue und Zerknirschung unterrichtet worden, so
wolle er einen Anfang der Vergebung machen und ihn aus dem
scharfen Arrest lassen. Friedrich wollte es kaum glauben: er hielt es
erst für wahr, als man ihm den Brief seines Vaters im Original
vorzeigte.
Dieser war jedoch nicht ohne Bedingung. Der Vater wollte
keine Erleichterung gewähren, wenn sich der Sohn ihm nicht von
neuem durch einen Eid verpflichte.
Friedrich mußte schwören, seinem Vater allezeit treu und ge-
horsam zu sein, nie und nimmermehr zu versuchen, sich der könig-
lichen und väterlichen Gewalt desselben zu entziehen; sollte er hinfüro
nicht in allen Stücken dem Willen und Wohlgefallen seines Vaters
nachleben, so wolle er der königlichen und kurfürstlichen Succession
auf ewig verlustig sein 1).
Er schwur dies in Gegenwart der Generale Grumbkom und
Glasenapp, und einiger höheren Civilbeamten, die zu diesem Zweck
nach Cüstrin gekommen, sowie derjenigen, die ihm jetzt als besonders
zuverlässige Leute beigegeben wurden.
Dies waren die Kammerjunker Natzmer und Rohwedel, und ein
königlicher Rath, Wolden, dem die Oberaufsicht anvertraut ward ).
1) Der König an den Prediger 8. Nov. Eine erste Formel hatte der
König als ungenügend verworfen. Er ließ den Kronprinzen ausdrlicklich er-
innern, reservationes mentales kenne man hier zu Lande nicht, worauf dieser
sagt, er wisse sehr wohl, daß man einen Eid in der Meinung schwören müsse,
in *— ihn der verstanden, der ihn vorschreibt, wünscht ihn aber vorher
zu sehen.
2) Wie es in der Instruction heißt: welche S. K. Mi. dero Kronprinzen