Absichten für die Bermählung Friedrichs. 129
in ihm aufstieg, ließ Friedrich Wilhelm dem englischen Geschäfts-
träger, Gui Dickens, mit amtlicher Bestimmtheit erklären, daß von
einer Vermählung zwischen den Kindern beider Häuser, weder einer
doppelten, also des Kronprinzen, noch einer einfachen, also nicht ein-
mal seiner Prinzessin mit dem Prinzen von Wales, die Rede sein
könne; er wolle, sagt er in einer seiner Randbemerkungen, keine eng-
lische Prinzessin in seinem Hause sehen, ebenso wenig aber eine der
seinen in das englische geben, unter keiner Bedingung, wäre sie auch
noch so vortheilhaft. Hiedurch erst wurden diese Verhandlungen auf
immer abgebrochen. Im Frühjahr 1731 ward die Prinzessin Wil-
helmine mit dem Erbprinzen von Baireuth verlobt; der König suchte
für seinen Kronprinzen eine Gemahlin aus einem anderen Hause.
Schon früher und dann von Zeit zu Zeit immer wieder ist die
Behauptung aufgetaucht, daß von einer Vermählung des künftigen
Königs von Preußen mit der Erbtochter von Oesterreich die Rede
gewesen sei 1), und man wird neugierig, zu erfahren, ob jemals ein
solcher Plan gefaßt worden ist. Ich habe darüber nichts gefunden,
als eine Aussage Katte's, nach welcher der Prinz geklagt hat, er
werde von Seckendorf und Grumbkow zu einer Vermählung mit einer
katholischen und kaiserlichen Prinzessin gedrängt. In dem Gefängniß
hat dann Friedrich wohl auch einmal hören lassen, um seinen Vater
zu begütigen, sei er nicht abgeneigt, sich mit der ältesten Erzherzogin
zu vermählen, vorausgesetzt, daß er die Religion nicht zu ändern
brauche. Dabei haben aber, wie es scheint, Mißverständnisse ob-
gewaltet. Die beiden Minister haben standhaft geleugnet, jemals einen
ähnlichen Gedanken gehegt zu haben, und gewiß ist er weder dem
König noch auch dem Kaiser in den Sinn gekommen. In Wien
dachte man zwar längst nicht mehr an Don Carlos, wie sich ja auch
die Politik in ganz anderen Bahnen bewegte. Aber am Hofe lebte
der junge Franz von Lothringen, zu dem die Erzherzogin eine frühe
Neigung faßte, die mit ihr aufwuchs. König Friedrich Wilhelm er-
klärte sich von Anfang an ganz damit einverstanden; keinem andern
evasion que le chevalier Hotham avoit été consulté par le prince sur
’exécution de ce projet etc., sowie an Keppel: man hätte ihm davon Mit-
theilung machen müssen „si I’on avoit voulu agir en ami avec moi“.
1) In den kurzgefaßten historischen Nachrichten zu Behuf der neuen euro-
päischen Begebenheiten 1730 37. St. war von einer Reise des Kronprinzen
nach Wien, zugleich der „Errichtung der Hofstatt“ der Erzherzogin die Rede, mit
dem Zusatz, daß das auf eine hohe Mariage deute; der Artikel machte damals
viel Aufsehen.
v. Nanke's Werke IXVII. XIXVI. 9