Intimität zwischen Brandenburg und Oesterreich. 137
Friedrich Wilhelm I, in welchem die deutschen Sympathien vor-
herrschten, und der sich gegen ein entscheidendes Zugeständniß mit
einer fernen Aussicht begnügte, auf dem Throne von Preußen saß.
Jetzt folgte England nur dem Beispiele, das dieser selbst gegeben.
Gewiß war der Vortheil von Oesterreich unermeßlich, wenn man
einmal annimmt, wie man muß, daß die Sache zweifelhaft war,
und die Garantie auch hätte verweigert werden können.
Der König von Preußen war ein so warmer Freund von Oester-
reich, daß er ein Ereigniß, das ihm doch auch eine bedenkliche Seite
darbot, als ein glückliches begrüßte; nichts, sagte er, mache ihm größeres
Vergnügen, als England und Holland kommen zu sehen, um dem Kaiser
die Hand zu küssen. Dagegen versicherte Seckendorf, trotz der Her-
stellung des guten Verständnisses mit dem englischen Hofe solle diesem
doch nie etwas nachgegeben werden, was dem Hause Brandenburg
zum Schaden gereiche; stehe der Kaiser mit England gut, so werde
er doch mit Preußen allezeit noch in besserem und vertraulicherem
Vernehmen stehen; er zweifle nicht: das seien auch des Königs Grund-
sätze. „So lang ich lebe“, antwortete der König ½.
Und sogleich gewährte dieser nochmals seine Unterstützung in der
wichtigsten Angelegenheit. Englands oder vielmehr Hannovers ver-
sichert, beschloß man in Wien, die Erbfolgeordnung vom Reiche ga-
rantiren zu lassen. Friedrich Wilhelm hatte dies immer gerathen:
als die Einleitungen in den herkömmlichen Formen getroffen waren,
und das Commissionsdecret zur Dictatur kommen sollte, forderte der
Kaiser den König auf, seinen eben abwesenden Gesandten nach Re-
gensburg zu schicken, um in Gemeinschaft mit demselben die nöthigen
Vorkehrungen zu treffen; wogegen er wiederholte, daß in keiner den
preußischen Hof angehenden Sache, namentlich nicht in der jülich-
bergischen, das mindeste geschehen solle, was mit der gegebenen Zu-
sage in Widerspruch stehe; er gelobe vielmehr nochmals solche „heilig-
lich zu halten“. Der König antwortet, nächst Gott traue er auf
Niemand so sehr, wie auf seinen wahren Freund und Allü#rten den
Kaiser; in der Erbfolgesache — die er damals die gute Sache zu
nennen pflegte — werde er sich so finden lassen, wie es einem treuen
Freunde und deutschen Patrioten gezieme. Es war großentheils der
eifrigen preußischen Unterstützung zu danken, daß der Antrag trotz
1) 21. Februar 1731. In diesem Briefe fügt Seckendorf hinzu: der
Kaiser habe zu verstehen gegeben, er wünsche einen so rechtschaffenen pa-
triotischen Herrn kennen zu lernen.