Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Intimität zwischen Brandenburg und Oesterreich. 139 
Oesterreich und Preußen zu erhalten? Sein Einfluß erstreckte sich 
nothwendig auch auf alle mindermächtigen Höfe. 
Durch Seckendorf hauptsächlich geschah es, daß der König, um 
den Kaiser und die Kaiserin kennen zu lernen, im Sommer 1732 
eine Reise nach Böhmen unternahm. Am 31. Juli traf Friedrich 
Wilhelm, von Grumbkow und Seckendorf begleitet, auf einem kaiser- 
lichen Gute, des Namens Kladrup, wo Alles zu seinem Empfange 
in Bereitschaft gesetzt war, in der Nähe der schlesischen Grenzen ein: 
in dem nahen Chlumitz erwartete ihn der Kaiser, und man begab 
sich von da nach Prag. Wie es fast immer der Fall ist, wenn die 
Fürsten persönlich beisammen sind, — wo dann keine Berichte nieder- 
geschrieben werden — über diese Zusammenkunft findet sich in den 
Archiven so gut wie keine Nachricht. Aus den Briefen des Königs 1) 
sieht man, daß die Fruchtbarkeit des Landes, die Pracht der Haupt- 
stadt einen nicht geringen Eindruck auf ihn machte, den größten aber 
die gute Aufnahme, die ihm zu Theil wurde. Die Kaiserin sagte, 
sie sehe die mit dem Kronprinzen verlobte bevernsche Prinzessin als 
ihre Tochter an, diesen selbst nannte sie ihren Sohn. Besonders zeigt 
sich der König von Prinz Eugen eingenommen, der noch nie so von 
Herzen mit ihm gesprochen, gewiß ein ehrlicher Mann sei und ihn 
lieb habe. Auch von Geschäften, namentlich demjenigen, das dem 
König das wichtigste war, dem jülich-bergischen, ist dabei die Rede 
gewesen. Auf eine spätere Anfrage seiner Minister, was denn da 
eigentlich vorgekommen, hat der König geantwortet, man habe ihm 
einen Vorschlag zu gütlicher Abkunft gemacht, den er aber nicht habe 
annehmen können. Der König hatte keinen Zweifel, daß die getroffene 
Uebereinkunft gehalten werden würde. In seinen Händen war ein 
Brief des Prinzen Eugen an Seckendorf, worin es hieß, wenn man 
über die bergische Angelegenheit nicht durch Unterhandlung zum Ziel 
kommen könne, so müsse man Anstalt treffen, den Berliner Vertrag 
mit Gewalt durchzuführen; der König habe sich hiezu, den Tractaten 
gemäß, von Seiten des Kaisers aller Beihülfe zu ewigen Zeiten zu 
versehen. Aus den Aeußerungen des Kaisers nahm man ab, daß er 
es billige, wenn der König sich in Bereitschaft setze, um sowie der 
Fall eintrete, das Land unverzüglich in Besitz zu nehmen. Der König 
gab bei seiner Rückkehr nach Berlin eine vollkommene Befriedigung 
zu erkennen; sein erstes Gespräch mit dem österreichischen Geschäfts- 
träger endigte er mit einem Lebehoch für den Augustissimus, d. i. den 
1) Besonders aus denen an Leopold von Dessau.
	        
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