In den Irrungen und Verwickelungen dieser Jahre erscheint
Preußen noch immer nicht als eine große Macht; wiewohl die
Idee einer vollkommenen Selbständigkeit dem König allezeit vor-
schwebte.
Durch den großen Gang der Entwickelung seit 1688 waren im
Bunde mit Brandenburg auf der einen Seite Oesterreich, auf der
andern England unter dem Hause Hannover emporgekommen; das
eine in Deutschland, dem Orient und Ztalien, das andere durch die
Combination einer deutschen Territorialmacht mit dem weltumfassenden
Interesse des großen Inselreichs im Westen. Der erste Blick zeigt,
wie wenig Brandenburg-Preußen der einen oder der anderen dieser
Potenzen die Wage halten konnte. In den damals zwischen ihnen
ausgebrochenen Entzweiungen war es noch weit entfernt, eine selb-
ständige Haltung in ihrer Mitte einzunehmen: Friedrich Wilhelm suchte
nur sich von dem Uebergewichte Englands zu emancipiren oder viel-
mehr die Abhängigkeit fernzuhalten, die durch die Vermählung des
Kronprinzen mit einer englischen Prinzessin unter den damaligen Um-
ständen seinen Staat bedrohte. Indem er dies aber that: stützte er
sich um so mehr auf Oesterreich, dessen Politik in Bezug auf die
Erhaltung seiner Gesammtmacht er unterstützte und zu der seinen
machte. Jene trüben und zuweilen häuslichen Irrungen, in die er
sich verwickelte, entsprangen eben aus diesem Gegensatz.
Recht mit Absicht kehrte Friedrich Wilhelm die Unterordnung
hervor, die ihm als einem Reichsfürsten gegen das Reichsoberhaupt
gezieme. Er hatte den größten Antheil an der Erhaltung des Frie-
dens; für die Durchführung der pragmatischen Sanction war seine