Anwachs und Organisation des Kriegsheeres. 151
die Ernennung dem Könige vorbehalten, doch hatten sie auch bei diesen
den Vorschlag.
Friedrich Wilhelm nun zog alle Ernennungen an sich, nicht allein,
weil er selber überall Herr sein wollte, sondern auch, weil er es für
wichtig hielt, die erste Anstellung, auf der alles Folgende beruht, nicht
dem Zufall oder persönlichen Rücksichten zu überlassen, sondern nach
eigenem Ermessen darüber zu verfügen.
Die jungen Edelleute, welche als Freicorporals bei den Regi-
mentern eintraten, bildeten die Pflanzschule seiner Offiziere; sie wur-
den hier zur größten Sorgfalt in wesentlichen und unwesentlichen
Dingen angehalten, für jedes Versehen mit der strengsten Ahndung,
ja Züchtigung belegt;: wenn der König zu dem Regiment kam, erkun-
digte er sich nach ihren Eigenschaften, ließ sie sich vorstellen; bis der
glückliche Tag erschien, wo der junge Mann zum Fähndrich ange-
nommen wurde und das Feldzeichen empfing, das er niemals ver-
letzen lassen durfte, und das ihn in gewissem Sinn unverletzlich machte.
Der König wollte nur solche anstellen, die das Exercitium gut
verstanden, keine Ausschweifungen begingen, erträgliche Wirthschaft
führten, und sich auch äußerlich gut ausnahmen. Davon hing auch
ihre fernere Beförderung ab. Die Conduitenlisten verzeichneten Jahr
für Jahr, wie sich jeder in Bezug auf Religion, sein eigenes Haus-
wesen und den Dienst gezeigt, ob er Kopf habe oder nicht. Ueber
das Verdienst der Führer selbst gab der Zustand der Regimenter bei
der jährlichen Musterung vor den Augen des Königs Zeugniß.
Es mag kleinlich erscheinen, wenn nun z. B. bei der Uniform
Alles und Jedes bis aufs Geringste vorgeschrieben war, wie groß
die Manschetten, wie breit die Halsbinde sein, wie viel Knöpfe die
Stiefeletten haben, wie lang das Zopfband fliegen solle. Doch hat
dies außer der für das Auge gewünschten Gleichförmigkeit noch den
Grund, daß hier in der Armee jeder Unterschied aufhören, nur der
Rang im Dienste etwas gelten sollte. Die verschiedenen Rangklassen
gingen hauptsächlich nur untereinander mit einer gewissen Vertraulich-
keit um. Wie hätte man dulden können, daß ein Abstand zwischen
Reich und Arm sich irgendwo hätte kundgeben dürfen! Friedrich
Wilhelm wollte nicht leiden, daß Jemand außer dem Dienste in bür-
gerlicher Kleidung einherging; seit dem Jahre 1725 hat er die Uniform
allezeit getragen 7.
1) In einem Exemplar von Mauvillons Vie de Fréderic Guillaume,
der schon beim Jahre 1713 davon spricht, finde ich folgende Anmerkung von
kundiger Hand: Ce M'a esté due vers I’an 1725 quil a pris absolument