Innere Verwaltung. Domänen. 161
die Güter und Einkünfte auszudehnen, die seitdem erworben seien
oder noch erworben werden dürften. Der König führte überall die
Zeitpacht zurück und genoß das Vergnügen, seine Einkünfte dabei sich
noch mehren zu sehen. Man hatte nun erst das Verhältniß der Aus-
saat zu dem Ertrag nach der Verschiedenheit des Bodens berechnen
gelernt und durch die Erfahrung gesehen, was der Acker zu tragen
fähig sei. Die Erbpächter, die nun wieder auf Zeit pachteten, trieben
einander in die Höhe; aus den königlichen Aemtern soll dabei gegen
ein Drittheil mehr aufgekommen sein als früher; daß die Pächter sich
anstrengen mußten, um zu bestehen, beförderte hinwieder die bessere
Bewirthschaftung überhaupt 1). Die Pacht war immer auf sechs Jahre
bestimmt, und der König ordnete die strengste Aufsicht bei der Er-
neuerung derselben an. Der Präsident der Provinzialkammer, unter
welchem die Aemter stehen, soll sie bereisen, sowie der Schnee schmilzt,
nachsehen, ob die Zahl und Beschaffenheit der Aecker mit dem An-
schlag übereinkommt, diese nöthigenfalls wieder ausmessen lassen und
sich in Person eine so genaue Kenntniß verschaffen, daß er weder
von den Pächtern noch etwa von seinen Räthen betrogen werden
kann. Für jede Verbesserung sollen Voranschläge gemacht und diese
alsdann um keines Hellers Werth überschritten werden; der Paächter,
der durch seine Caution gebunden ist, soll niemals Zahlungsfrist er-
halten 2). Die Hofkammer, die an der Erbpachtssache so vielen An-
theil genommen, ward aufgelöst und eine allgemeine Direction der
Domänen eingerichtet, unter welcher sämmtliche Amtskammern standen.
Eine andere Art von Aufsicht, die alle Behörden durchsetzte und in
einer mehr durch Furcht als durch Hoffnung angeregten Spannung
hielt, führte der König selbst; für den Betrieb der Landwirthschaft
hatte er nicht weniger Gaben als für den militärischen Dienst und
sich ebenso viel besondere Kenntniß davon erworben.
Man hat damals gesagt, was man von Friedrich Wilhelm 1
nicht erwarten sollte, eine Stelle aus einem alten griechischen Classiker
habe in dieser Beziehung einst in seiner Jugend großen Eindruck auf
ihn gemacht, ein Capitel Aenophons, worin es von dem persischen
Könige heißt, er bekümmere sich ebenso viel um den Landbau wie um
1) Aus Thile's Nachricht von der kurmärkischen Contributions= und
Schoßeinrichtung 1768, Abschnitt III, ergiebt sich doch, wie viele Ungleich-
heiten auch zwischen den einzelnen Kreisen noch bestehen blieben.
2) Instruction der kurmärkischen Amtskammer 7. Jan. 1717 bei Röden-
beck: Beiträge zu den Lebensbeschreibungen Friedrich Wilhelms 1 und Fried-
rich des Großen I, 17.
v. Ranke's Werke XIXNII. XX7VIII. 11