Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Innere Verwaltung. Domänen. 161 
die Güter und Einkünfte auszudehnen, die seitdem erworben seien 
oder noch erworben werden dürften. Der König führte überall die 
Zeitpacht zurück und genoß das Vergnügen, seine Einkünfte dabei sich 
noch mehren zu sehen. Man hatte nun erst das Verhältniß der Aus- 
saat zu dem Ertrag nach der Verschiedenheit des Bodens berechnen 
gelernt und durch die Erfahrung gesehen, was der Acker zu tragen 
fähig sei. Die Erbpächter, die nun wieder auf Zeit pachteten, trieben 
einander in die Höhe; aus den königlichen Aemtern soll dabei gegen 
ein Drittheil mehr aufgekommen sein als früher; daß die Pächter sich 
anstrengen mußten, um zu bestehen, beförderte hinwieder die bessere 
Bewirthschaftung überhaupt 1). Die Pacht war immer auf sechs Jahre 
bestimmt, und der König ordnete die strengste Aufsicht bei der Er- 
neuerung derselben an. Der Präsident der Provinzialkammer, unter 
welchem die Aemter stehen, soll sie bereisen, sowie der Schnee schmilzt, 
nachsehen, ob die Zahl und Beschaffenheit der Aecker mit dem An- 
schlag übereinkommt, diese nöthigenfalls wieder ausmessen lassen und 
sich in Person eine so genaue Kenntniß verschaffen, daß er weder 
von den Pächtern noch etwa von seinen Räthen betrogen werden 
kann. Für jede Verbesserung sollen Voranschläge gemacht und diese 
alsdann um keines Hellers Werth überschritten werden; der Paächter, 
der durch seine Caution gebunden ist, soll niemals Zahlungsfrist er- 
halten 2). Die Hofkammer, die an der Erbpachtssache so vielen An- 
theil genommen, ward aufgelöst und eine allgemeine Direction der 
Domänen eingerichtet, unter welcher sämmtliche Amtskammern standen. 
Eine andere Art von Aufsicht, die alle Behörden durchsetzte und in 
einer mehr durch Furcht als durch Hoffnung angeregten Spannung 
hielt, führte der König selbst; für den Betrieb der Landwirthschaft 
hatte er nicht weniger Gaben als für den militärischen Dienst und 
sich ebenso viel besondere Kenntniß davon erworben. 
Man hat damals gesagt, was man von Friedrich Wilhelm 1 
nicht erwarten sollte, eine Stelle aus einem alten griechischen Classiker 
habe in dieser Beziehung einst in seiner Jugend großen Eindruck auf 
ihn gemacht, ein Capitel Aenophons, worin es von dem persischen 
Könige heißt, er bekümmere sich ebenso viel um den Landbau wie um 
1) Aus Thile's Nachricht von der kurmärkischen Contributions= und 
Schoßeinrichtung 1768, Abschnitt III, ergiebt sich doch, wie viele Ungleich- 
heiten auch zwischen den einzelnen Kreisen noch bestehen blieben. 
2) Instruction der kurmärkischen Amtskammer 7. Jan. 1717 bei Röden- 
beck: Beiträge zu den Lebensbeschreibungen Friedrich Wilhelms 1 und Fried- 
rich des Großen I, 17. 
v. Ranke's Werke XIXNII. XX7VIII. 11
	        
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