Polnische Throncandidatur 1732, 1733. 189
vor dem Halbmonde nicht bange werden.“ Im Anfang des Jahres
1733 machte August eine Reise nach Polen: auf sein dringendes
Gesuch ward General Grumblow, den er als den Vertrauten des
Königs von Preußen dazu ausgebeten, nach Crossen geschickt, ihn zu
bewillkommnen; sehr charakteristisch ist die Conferenz, die hier zwischen
ihnen gehalten ward. Grumbkow nahm seine Einwendungen am
meisten von dem Verhältniß zu Oesterreich her, das vor Kurzem erst
ein Abkommen mit Polen getroffen habe und sich auf so zweifelhafte
Unternehmungen um so weniger einlassen könne, da es wegen der
Erbfolge auf einen Krieg mit Frankreich gefaßt sein müsse. König
August ließ sich dadurch nicht in Verlegenheit setzen; das Hinderniß
der Verträge schlug er ohnehin nur sehr gering an; die Gefahr eines
Krieges wollte er nicht zugestehen, wofern man nicht im Reiche zur
Wahl eines römischen Königs schreite. Grumbkow deutete ihm an,
wenn es doch zum Kriege käme, und er sich etwa mit Frankreich ver-
bände, so würde er in seinen sächsischen Erblanden von Oesterreich
und Preußen zugleich angegriffen werden; der König antwortete, er
verzweifle nicht sich zu vertheidigen, doch wünsche er mit Preußen gut
zu stehen; er werde sich, wenn diese Macht ihn unterstütze, auch in
der jülich-bergischen Sache willig finden lassen 1). Auf altdeutsche
Weise setzte man die Berathung beim Gelage fort, wo der König
den Champagner nicht sparte. Er ließ sich eine Karte von Polen
bringen, und entwarf die Disposition zu einem Feldzug, wo entweder
Russen und Preußen allein agiren, oder er seine Truppen zu ihnen
stoßen lassen würde. Mit Vergnügen ruhten seine Augen auf den
weiten Gebieten, die er für sein Haus zu erwerben hoffte. Sechs
Stunden saßen sie beieinander; so warm es aber auch dabei herging,
so vergaß sich doch keiner der eingeübten Politiker. Es schien einmal,
als besorgte der König zu viel gesagt zu haben, wenn er erzählte,
der Wiener Hof habe ihm Eröffnungen machen lassen, und denjenigen
nannte, durch den das geschehen sei; aber Grumbkow glaubte ihm
nicht, daß er jemals zu viel sagen könne, und schloß höchstens
aus seinen Worten, daß er selber Anträge in Wien gemacht habe.
Grumbkozw hatte sich bei Tisch sehr in Acht genommen, und mehr
aasser als Wein getrunken. Der König erstaunte, als er ihn den
andern Morgen frisch und munter bei sich eintreten sah; während er
1) Ausführlicher Bericht von Grumbkow 14. Jan. 1723, bei dem, was
man sonst von dieser Zusammenkunft erzählt hat, ungefähr so bestehen kann,
daß man sagen darf, es sei etwas wahres daran.