Polnische Throncandidatur 1732, 1733. 199
so eifrig unterstützte Vermählung des Kronprinzen mit der Prin-
zessin von Bevern vollzogen werden. Die preußischen Unterthanen
waren in einem Rundschreiben, wodurch ihnen das sonst herkömmliche
Geschenk erlassen wurde, und überdies auf das feierlichste von allen
Kanzeln davon unterrichtet worden: der Großvater der Prinzessin,
Herzog Ludwig Rudolf, Vater der Kaiserin, hatte übernommen, die
Hochzeit in dem damals durch seine Kunstschätze berühmten Schloß
Salzdahlum auszurichten; König und Königin von Preußen mit ihrem
Hofstaat, waren schon daselbst angekommen; als bei Seckendorf, der
den Hof auch hier begleitete, ein Schreiben des Prinzen Eugen ein-
lief, worin ihm befohlen ward, der Sache wo möglich noch eine an-
dere Wendung zu geben. Einst, als eine Verbindung von England
mit Preußen gegen Oesterreich zu besorgen war, hatte der kaiserliche
Hof Alles gethan, um dieselbe zu trennen; jetzt, da er nur noch mit
Frankreich zu kämpfen hatte, mit England eben wie mit Preußen
wieder gut stand, erschien es vortheilhaft, die beiden Mächte, zunächst
die beiden Familien wiederzuvereinigen. Schon einmal hatte Secken-
dorf eine Andeutung gewagt, der König sich aber in seiner Tabaks-
gesellschaft darüber unwillig geäußert. Aber allzu wichtig war die
Sache; die Erneuerung der großen europäischen Allianz gegen Frank-
reich schien sich daran zu knüpfen: Seckendorf mußte endlich, obgleich
er an dem Erfolge zweifelte — wie denn auch Grumbkow allen An-
theil daran ablehnte — zu einer förmlichen Eröffnung schreiten, und
zwar unverweilt, ehe es zu spät geworden. Der König lag noch im
Bett, als Seckendorf bei ihm erschien, wie er selbst erzählt, mit
lächelnder Miene. Sein Antrag ging dahin, daß der König, allem
Vorgefallenen zum Trotz, nun doch seinen Kronprinzen mit einer eng-
lischen Prinzessin vermählen möge, wogegen die Braut desselben mit
dem Prinzen von Wales verlobt werden könne. Es zeigt sich, daß
man auch in Wien den König, seine Intention und Denkweise, nicht
kannte; man bildete sich gleichsam ein, die Intrigue gespielt zu haben,
über welche der englische Hof klagte: man hatte keine Ahnung von
dem Ernst und der Gesinnung, die hinter dem aufbrausenden gewalt-
samen Wesen dieses Fürsten schlummerte und seinem Thun zu Grunde
lag. Der König hörte Seckendorf ruhig an; er ließ ihn das Schreiben
Eugens, und die darauf bezüglichen englischen Noten vorlesen; er
gerieth auch dann in keine Aufwallung; aber er erklärte mit der
größten Entschiedenheit: an eine Sache wie diese lasse sich nicht denken,
sie sei wohl von seinen Feinden ausgesonnen, um ihn der Welt als
einen wankelmüthigen Mann ohne Ehre vorzustellen, aber er wolle