Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Verhandlungen über die Bergische Angelegenheit. 233 
Ergebenheit gezeigt hatte, und der Unzufriedenheit mit sich selbst; denn 
anders angegriffen hätten die Sachen ganz anders gehen müssen. 
Das Bitterste auf Erden ist Reue, wo nichts mehr zu ändern ist. 
In dieser Stimmung ist der Blick Friedrich Wilhelms eines Tages 
auf seinen Sohn gefallen, und er hat das prophetische Wort gesagt: 
„da steht Einer, der mich einmal rächen wird“). 
Welch ganz andere Dinge würden die Deutschen ausgeführt 
haben, in Italien, am Rhein und in Polen, hätten die beiden Mächte 
zusammengehalten. 
Man begreift es, daß der kaiserliche Hof eine größere Sympathie 
fühlte für die katholischen Nachbarn, als für eine Macht, wie die 
brandenburgisch-preußische, so selbständig, aufstrebend, ehrgeizig, waffen- 
gewaltig, aber so war nun einmal das Geschick von Deutschland; 
ohne Vereinigung von beiden konnte von dem Reiche nichts mehr ge- 
leistet werden; sich die Augen dagegen zu verschließen, war ein Miß- 
verständniß der Erfolge der Vergangenheit und der Nothwendigkeiten 
der Zukunft; das Erzhaus hätte niemals anderen Verbündeten den 
Vorzug geben sollen: daß es dies that, ist ihm unendlich theuer zu 
stehen gekommen. 
Die Mißhelligkeit, die hiemit entstand und von der alle Ver- 
hältnisse ergriffen wurden, ist von welthistorischer Bedeutung; ihre 
Folgen werden unsere Geschichte erfüllen. 
Zunächst richtete sich der Blick des Königs Friedrich Wilhelm 
wieder ausschließend auf seinen Erbschaftsanspruch. Beim Ausbruch 
des türkischen Krieges hat er dem Wiener Hofe ein ansehnliches Dar- 
lehn angetragen, unter keiner andern Bedingung, als der, daß ihm 
die hierauf bezüglichen Versprechungen erneuert würden, welche im 
Tractat von 1728 enthalten waren; aber in Wien fürchtete man 
jetzt, durch eine Erneuerung dieser Verpflichtungen in andere miß- 
liebige Verhältnisse zu Frankreich zu gerathen; mit den Türken 
meinte man auch ohne das preußische Geld binnen wenigen Monaten 
fertig zu werden, auch dies Anerbieten wurde abgelehnt. 
1) Joumal de Seckendorf 137 nach den Erzählungen Grumbkow's. 
Le roi ecst outre de la manière ignominieuse dont la cour impériale I' 
traite — — il veut Etre honorc et distingué comme il croit de I’avoir 
merité par sa conduite passeée, du’il cherche tonjours de justifier, disant. 
en montrant le prince royal: voici duelqufun qui me vengera un jour.
	        
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