Verhandlungen über die Bergische Angelegenheit. 237
Ehre: „besser mit Ehren nichts haben, als sich wohl befinden in
Unehre.“
In Kurzem zeigte sich, daß die Mächte mit Nichten so einmüthig
waren, wie es aussah. Holland und England gaben zu erkennen, es
sei niemals ihr Ernst gewesen, dem Prinzen von Sulzbach den pro-
visionellen Besitz zu verschaffen: wenn sie diesem Antrag sich an-
geschlossen, so sei es nur mit dem Vorbehalt geschehen, wofern er
verworfen werde, weitere Verhandlung zu pflegen; unter dieser Vor-
aussetzung waren sie nicht abgeneigt, noch einmal auf den Vorschlag
einer interimistischen Regierung zurückzukommen. Hierüber entspann
sich ein ziemlich gereizter Schriftwechsel zwischen den Seemächten auf
der einen, Frankreich und Oesterreich auf der andern Seite.
Doch durfte man darum in Berlin nicht hoffen, sich überhaupt
mit jenen zu verständigen. Noch dauerte die Spannung mit dem
englischen Hofe fort, wie sich in tausend kleinen gesandtschaftlichen
und persönlichen Begegnissen zeigte: die beiden Fürsten fühlten sich
gegenseitig beleidigt, und vermieden einander.
Mit Oesterreich aber gerieth Friedrich Wilhelm alle Tage in
größere Weiterungen. Man sagte ihm, eben von dem Kaiser rühre
der Vorschlag her, der ihm so verhaßt war, und die Erklärung, die
Bartenstein darüber gab, „dem Prinzen solle der Besitz nicht für seine
Person, sondern im Namen des Kurfürsten eingeräumt werden, den
man sich dann noch als lebend denken müsse“, konnte ihn nicht be-
ruhigen. Es sei eben, sagte er, als wolle man ihn glauben machen, weiß
sei schwarz und schwarz sei weiß; nur das sehe er, daß er leer aus-
gehen, und der geheime Vertrag nicht beobachtet werden solle. Auch
nur von dem Vorschlag, die Festungen mit neutralen Truppen zu
besetzen, wollte man in Wien nichts hören, denn eben darüber dürfte
der Krieg ausbrechen; die in den Plätzen garnisonirenden pfäliischen
Truppen werde man in Güte nicht beseitigen: wolle man sie mit
Gewalt vertreiben, so werde man mit Frankreich schlagen müssen.
Der König fragte, ob es dem Kaiser recht scheine, daß Frankreich
in Deutschland die Entscheidung gebe 1); bei der allgemeinen Lage der
1) Aug. 38 versichert Bartenstein, der kaiserliche Hof habe kein Engage-
ment mit Pfalzsulzbach. Hingegen, fährt er fort, gestehet die Cron Frankreich
und saget offentlich, daß sie dem mennlichen Stamm des Hauses Sulzbach
den Besitz des Landes Jülich und Berg garantirt habe. Ich habe den Tractat
nicht gesehen, allein die Franzosen sagen es und declariren dabei daß sie
obligirt sind es ins Werk zu setzen: ich kann also nicht glauben daß es dem
Interesse des Königs von Preußen gemäß sei, es mit der Kron Frankreich zu