Spätere Jugendjahre Friedrichs II. 253
Schloß um, sondern erweiterte das Gut durch fernere Ankäufe und
suchte es zu verbessern; mit vieler Sorgfalt pflegte er des Gartens;
wir finden wohl, daß er, denn noch Vieles gehe seinem Besitzthum
ab, auch in der Wirthschaft neue Versuche macht.
Seine vornehmste Beschäftigung war jedoch und blieb die mili-
tärische.
Mit der eintönigen Wiederholung eines täglich zu vollziehenden
Berufsgeschäftes verknüpft sich leicht eine innere Ironie, die weniger
aus Bitterkeit entspringt, als aus Ueberdruß. Friedrich ging nicht
so ganz in der Ausübung militärischer Pflichten auf, daß ihm dies
Gefühl nicht zuweilen gekommen wäre: ich exercire, ruft er eines
Tages aus, habe exercirt, werde exerciren. Aber dabei widmete er
sich denselben mit allem denkbaren Eifer. Die in Potsdam vorgenom-
menen Abänderungen in den Einzelheiten der Uebung sucht er un-
verzüglich seinem Regiment anzueignen; er veksäumt nicht, sich nach
wohlgewachsenen Rekruten umzusehen, auch in weitester Ferne: wir
finden Lothringen genannt, Ungarn und Schweden; für Gesundheit
und Mannszucht seines Regiments trägt er so viel Sorge, wie irgend
ein Anderer; eigenhändig führt er die Conduitenlisten 1) über die
Offiziere desselben, ihr sittliches Verhalten und ihre Fähigkeit; und
der Ernst, mit dem er sich über Andere ausspricht, mußte wohl auf
seine eigene Haltung zurückwirken; er fühlt die Genugthuung eines
fleißigen Arbeiters, wenn der König zuletzt bei der Musterung sich
mit ihm und seiner Truppe zufrieden zeigt.
Nun fand sich aber auf diesem Gebiete auch Anlaß und An-
trieb zu weiteren Studien.
Um diese Zeit erschienen, wenngleich zuerst noch unvollständig
und fehlerhaft, aber doch im Ganzen echt und brauchbar, die Kriegs-
denkwürdigkeiten des Marquis von Feuquieres, ein für den Dienst
der Offiziere in ihren verschiedenen Graden, und die ganze Grund-
lage der Anordnungen, auf denen das neue Heerwesen beruhte, über-
aus unterrichtendes, aus unmittelbarer Erfahrung geschöpftes Buch,
worin zugleich die Kriege Ludiwigs XIV von dem militärischen Stand-
punkt aus, der der entscheidende ist, erzählt werden, und die großen
Generale, Condé, Turenne, besonders Luxemburg, ein jeder in seinem
1) 3. B. 1735 Mojor v. Kahlbutz ist ein guter Wirth, hat Verstand
und applicirt sich; v. Born 1735 ein stiller Offizier ist nicht dumm; derselbe
1739 ein sehr guter Offizier, guter Wirth, hat gut Comportement, accurat im
Dienst, hat guten Verstand.